16. September 2021

Buchtipps zur Positionierung

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Diese Woche starten die Teilnehmer*innen der Portfolio-Akademie ihren Positionierungsprozess. In diesem werden sie ihren Punkt auf der Landkarte der Kreativbranche bestimmen, ihre Zielgruppen definieren und ihr Angebot formulieren. Sie werden ihre Märkte erforschen und mutig auf deren wirtschaftliche Realitäten schauen.

Sie werden auch nach innen schauen, auf das, wer sie im Herzen sind. Und werden erforschen, was sie als kreative Person ausmacht, was ihre tiefsten Wünsche und Ziele und was ihre Stärken sind.

Ich freu mich schon sehr darauf. Denn ich habe auf meinem eigenen Weg gelernt, wie substanziell es als kreative Unternehmer*in ist, sich selbst gut zu kennen und das Licht genauso wie die eigenen Schattenseiten anzunehmen. Das öffnet Türen. Dann wird es auf einmal leicht, auch den Wert der eigenen Arbeit zu erkennen und dafür selbstbewusst einzutreten. Der quälende Gedanken »Bin ich gut genug?« wird ersetzt durch die Haltung »Passt das zu mir?«. Positionierung macht es leichter, sich von der Bewertung von außen frei zu machen.

Wenn du gern deinen Positionierungsprozess beginnen möchtest, möchte ich dir heute zwei Bücher vorstellen, die dich auf dem Weg nach innen unterstützen. (Hinweis: Unbezahlte Werbung! Ich bekomme nichts für die Empfehlung der Bücher und habe diese selbst gekauft ... und in den letzten Jahren immer wieder gern gelesen).
 

Der Kreativitäts-Klassiker

Als Julia Cameron 1992 ihr Buch »The Artist’s Way« veröffentlichte, hatte sie sicherlich keine Ahnung, wie viele Generationen von Kreativen vom Buch begleiten werden würden. Nächstes Jahr feiert »The Artist’s Way« seinen 30. Geburtstag und es ist aktuell wie eh und je. Das Buch leitet durch ein zwölfwöchiges Programm, in dem die Leser*innen ihre kreativen Blockaden freilegen und auflösen.

Häufigste Kritik am Buch ist dessen spirituelle Perspektive auf Kreativität. Julia Cameron verwendet Formulierungen wie »the great creator« und »Creativity is God’s gift«. Diese religiöse Tonalität erzeugt bei manchen Leser*innen Widerstand.

Es hilft sicherlich, zu wissen, dass Julia Camerons Programm mit den selben Werkzeugen arbeitet wie ein klassisches 12-Schritte-Programm (zum Beispiel Alcoholics Anonymous AA oder Emotions Anonymous EA). In ihrem Buch »Floor Sample« beschreibt die Autorin ihren Weg aus dem Alkoholismus, der durch die Philosophie der 12-Schritte-Programme geprägt wurde.

Genauso wie in einem 12-Schritte-Programm fordert »The Artist’s Way« auf, das eigene Kontrollbedürfnis abzulegen und an eine höhere Macht abzugeben. Für welche höhere Macht man sich allerdings entscheidet, obliegt (wie in AA und EA) jeder Person selbst: sei es das Leben, Gott, das Universum, die Liebe, die große Mutter, die Kraft der Gemeinschaft oder das große weiße Kaninchen.

Ziel der Übung ist, Vertrauen in den eigenen Weg zu kultivieren und die Kontrolle über die Dinge, die wir nicht beeinflussen können, aufzugeben. Ganz dem Motto: Das Leben gebe mir die Gelassenheit, die Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, beides zu unterscheiden.

Von Julia Cameron habe ich zwei Sachen gelernt, die ich jeden Tag in meiner kreativen Praxis anwende:

Nummer 1: Ich selbst bin nur für die Quantität meiner Arbeit verantwortlich. Über die Qualität habe ich keine Kontrolle. Dieser Gedanke erlaubt mir, aktiv ins tun zu kommen und einfach mal zu machen anstatt meine Zeit damit zu verbringen, mir Sorgen zu machen, ob meine Arbeit gut genug ist.

Nummer 2: Morgenseiten. Ein wichtiges Tool in »The Artist’s Way« sind die sogenannten Morgenseiten, eine Schreibübung, mit der man jeden Tag beginnt. Hier darf alles Raum bekommen, was gerade da ist: Ängste, Sorgen, Ideen, Glaubenssätze, Blockaden. Julia Cameron empfiehlt drei A4-Seiten Schreiben per Hand – ohne Pause. Ich selbst habe die Methode für mich angepasst, indem ich digital schreibe und auch zeitlich etwas flexibler damit umgehe. Mal länger, mal kürzer. Der tägliche Blick nach innen hilft, sich selbst besser wahrzunehmen und anzunehmen.
 

Julia Cameron: »The Artist’s Way«, TarcherPerigee 1992
(Deutsche Übersetzung: Der Weg des Künstlers, bei Knaur)

 

Verletzlichkeit kultivieren

Brené Browns Buch »Daring greatly« beginnt mit einem Zitat von Theodore Roosevelt, das die Botschaft des Werkes sehr gut zusammenfasst:

»It is not the critic who counts; not the man who points out how the strong man stumbles, or where the doer of deeds could have done them better. The credit belongs to the man who is actually in the arena, whose face is marred by dust and sweat and blood; who strives valiantly; ... who at the best knows in the end the triumph of high achievement, and who at worst, if he fails, at least fails while daring greatly.«

(Es sind nicht die Kritiker*innen, die zählen; nicht die Personen, die darauf hinweisen, wie die anderen stolpern oder wie man es hätte besser machen können. Das Lob gehört den Menschen, die tatsächlich in der Arena stehen, deren Gesichter von Staub und Schweiß und Blut gezeichnet sind, die sich mutig einsetzen, ... die im besten Fall am Ende triumphieren, und die im schlimmsten Fall, wenn sie scheitern, zumindest scheitern, während sie Großes wagen.)

Brené Brown, Professorin für Soziale Arbeit, wurde von einem Tag auf den anderen »berühmt«, als ihr TedxTalk »The power of vulnerability« im Jahr 2010 viral ging.

Ihr Buch »Daring greatly« ist ein Aufruf zu einem Wertewandel. Verletzlichkeit wird heute oftmals als Schwäche bewertet. Brené Browns Forschung zeigt etwas anderes und belegt, dass Verletzlichkeit mit dem Wort Mut ersetzt werden kann.

Es ist der Mut, etwas zu tun, auch wenn es keine Garantien gibt. Verletzlichkeit ist einerseits das Höllenfeuer, das Scham und Angst entfacht, ist aber auf der anderen Seite auch die Quelle von Freude, Kreativität und Zugehörigkeit.

»Daring greatly« ist dementsprechend eine Aufforderung, das Bedürfnis nach Kontrolle und Vorhersagen aufzugeben und zeigt einen Weg auf, wie das gehen kann.

Für Kreative ist es essenziell, die Quelle der eigenen Kreativität zu pflegen und gesund zu halten. Deshalb ist dieses Buch eine ganz große Empfehlung.
 

Brené Brown: »Daring greatly«, Penguin Publishing
(Deutsche Übersetzung: Verletzlichkeit macht stark, bei Goldmann)
Brené Brown: »TEDxHouston: The power of vulnerability«

 
Hast du noch mehr Portfolio-Fragen? Schreib mir gern, dann nehme ich diese gern in den nächsten Blogposts auf.

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