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Vielen lieben Dank für die vielen positiven Rückmeldungen zum Portfolio-Podcast, die mich in der letzten Woche erreicht haben. Es hat sich angefühlt wie ein Konfettiregen aus Wohlwollen und Support und durch diesen bin ich getanzt. Danke!! 🥰
Trotz Konfettiregens konnte ich mit der Veröffentlichung an mir selbst ein Phänomen beobachten, das weit verbreitet ist und das ich auch von anderen Kreativen, Kolleg*innen und meinen Portfolio-Akademie-Teilnehmer*innen gut kenne. Und ich bin da selbst keine Ausnahme: Mit der Podcast-Veröffentlichung machte ich die Bühne frei für … die Angst vor der eigenen Courage, mit ihrem Sidekick »Sorge, dass, wenn etwas nicht mindestens 100 Prozent perfekt ist, die Welt untergeht und das eigene Leben heute endet«.
Die Puddingbeine, die auf einmal da waren, nachdem der Podcast öffentlich zu hören war, haben mich zugegebenermaßen überrascht. Denn am Anfang ging alles ganz leicht. Produziert habe ich die erste Folge mit einer großen Neugierde und Abenteuerlust. Ich mag es sehr gern, mich in neue Software einzuarbeiten und mir Wissen und neue Techniken anzueignen. Das macht mir Spaß und Freude. Mit diesen hab nicht viel nachgedacht, sondern einfach mal gemacht. Ganz gemäß dem Motto »Ich probiere es einfach mal aus und teste, wie sich das anfühlt.«
Mit der Veröffentlichung und der damit kommenden Sichtbarkeit kamen allerdings die Zweifel. Was ist, wenn der Podcast nicht gut genug ist. Er ist definitiv noch verbesserungsfähig, was ist, wenn es nicht ausreicht? Überschätze ich mich gerade? Was ist, wenn ich mich lächerlich mache? Auf einmal war da diese Bremse in meinem Kopf, die sagte, dass ich nur auf die Bühne treten darf, wenn alles perfekt ist. Wenn alles 100 Prozent ist … oder besser noch gleich 130 Prozent. Angst und Perfektionismus: Beide gehen oft Hand in Hand. Beides sind Schutzmechanismen, die den Status Quo erhalten wollen – denn der ist sicher und bekannt. Auf diese Weise verhindern und blockieren sie allerdings Innovation, neue Wege und positive Veränderung.
Glücklicherweise durfte ich schon mehrfach in meinem Berufsleben erleben, dass auch weniger als 100 Prozent in den meisten Fällen vollkommen ausreichend sind. Oftmals reichen 70 Prozent. Manchmal sogar auch nur 50 Prozent.
Deshalb habe ich in den Stunden nach der Veröffentlichung versucht, mich immer wieder an diese Erfahrungen zu erinnern. Zum Beispiel an diese: Vor ein paar Jahren ging es mir eine Zeitlang nicht gut. Mein persönliches Leben war wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen und jeder Tag war deshalb eine Herausforderung. Die meiste Zeit verbrachte ich damit, mit düsteren Gedanken unruhig in meiner Wohnung herumzutigern. In dieser Zeit hatte ich aber auch Verpflichtungen, Aufträge und vereinbarte Deadlines. Eine kurzfristige Absage erschien mir keine Lösung, denn meine Kund*innen hatten sich ja auf mich verlassen. Deshalb habe ich ab und an meine letzten Kräfte zusammengesammelt und ein paar Minuten gearbeitet, um das Nötigste zu erledigen. Länger als 15 Minuten ging meistens nicht. Anstatt meiner üblichen acht arbeite ich in dieser Zeit insgesamt maximal eine Stunde am Tag.
Irgendwann kam der Tag der Deadline. Ich versendete die mit Mühe zusammengeklaubten Konzepte und schwitzte Blut und Wasser, während ich auf die Antwort wartete. Ich war mir sicher, dass meine Auftraggeber*innen sehen würden, dass ich deutlich weniger Zeit und Energie in meine Arbeit investiert hatte, und erwartete negatives Feedback und eine Beschwere. Und zu meiner Überraschung passierte … nichts. Es kam eine Email mit einem Dankeschön und einigen marginalen Korrekturen zurück. So wie immer.
Ich konnte es nicht glauben: Es war niemanden aufgefallen, dass ich nicht wie sonst stundenlang über der Ideenskizze gesessen hatte, Ewigkeiten an der Komposition gefeilt oder mit viel Akribie Typografie und Farben austariert hatte. Es hat einfach so gereicht. Es war gut genug.
Viele Kreative, mich eingeschlossen, haben unrealistische und absurd hohe Anforderungen und Erwartungen an die eigene Arbeit. Und wir gehen davon aus, dass unser Gegenüber genau die gleichen hohen Erwartungen an uns stellt.
Doch unsere Auftraggeber*innen brauchen einfach nur eine ausreichend gute Lösung. Diese muss weder die Welt verändern, noch muss sie die beste Lösung des Universums sein. Sie muss einfach nur das konkrete Problem von heute gut genug lösen. Dementsprechend ist ihre Erwartungshaltung im Grunde genommen nicht niedriger als die der Kreativen, sondern einfach nur eine andere. Unsere Auftraggeber*innen wollen eine für ihr Problem angemessene Lösung.
Mit diesem Artikel möchte ich dich (und mich selbst auch) daran erinnern, dass es die »perfekte« Lösung nicht gibt. Nichts, was menschlich und lebendig ist, ist zu 100% perfekt. Unperfektheit ist ein essenzieller Teil des Lebendigseins. Damit möchte ich dich auch einladen, dich das nächste Mal, wenn du Angst hast, nicht zu reichen, stattdessen zu fragen, was für dein Gegenüber wichtig ist an der Lösung, die sie von dir erwarten. Und an welchen Stellen deine Erwartungshaltungen größer sind als die der anderen. Und dann freundlich mit dir zu sein. Ich mach mit 😉 Lass uns heute damit anfangen!
Darf ich dich um einen Gefallen bitten?
Für den Verkauf von Büchern sind gute Bewertungen enorm wichtig. Wenn du mein Buch »Die gute Mappe« schon gelesen hast und es dir gefällt, hilfst du mir sehr mit einer Rezension auf Amazon und Co. Du kannst sogar eine Bewertung hinterlassen, wenn du das Buch in einem anderen Buchladen gekauft hast (was ich begrüße). Sharing is caring! Danke dafür! Und auch ein ❤️ und ein Danke an die, die schon eine Rezension geschrieben haben.
Hast du noch mehr Portfolio-Fragen? Schreib mir gern, dann nehme ich diese gern in den kommenden Blogposts auf. Liebe Grüße, Franziska
Liebe Franziska! Dein Blog ist so wunderbar und tut mir total gut - deinen Worten lauschen zu können macht es noooch viel schöner 🙂 ! Fühle mich gerade wie von einem warmen Mantel eingehüllt, danke!
Liebe Grüße Sonja
Danke, liebe Sonja 🥰 !!!