7. April 2022

5 Strategie für mehr Zeit für Herzensprojekte


 
»Auftrag hin oder her: wo bleibe ich dabei?? Wofür mach ich das alles eigentlich?«

Vielleicht kennst du solche Gedanken ja auch. An manchen Tagen spüre ich, wie eine dunkle Wolke aus Frustration sich immer weiter in mir ausbreitet. Wenn ich dann überlege, warum das so ist, fällt mir meistens auf, dass die Balance nicht stimmt. Zu viel Arbeit – zu wenig Ich.

Auch wenn ich selbstständig bin, also nicht in einem Angestelltenverhältnis arbeite, arbeite ich in Aufträgen für meine Kund*innen. Ich arbeite für sie, versetzte mich in ihre Situation, unterstütze sie so gut ich kann und entwickle Lösungen, um ihre Probleme zu lösen und ihnen das Leben leichter zu machen. Das ist mein Job als Designerin und Illustratorin. Sei die Lösung eine besonders visuell plakative Buchcover-Illustration, die dafür sorgt, dass sich das Buch wie geschnitten Brot verkauft oder sei es das Corporate Design, durch das ein Unternehmen ein visuelles Gestaltungsprinzip an die Hand bekommt, das sowohl im Arbeitsalltag leicht anwendbar ist und dabei auch die Unternehmenskultur repräsentiert und stärkt. Für diese Art von Lösungen werde ich gebucht. Dafür werde ich bezahlt.

Ich liebe meinen Job. Und ich schätze meine Auftraggeber*innen und mag es, sie mit meiner Ressource Kreativität zu unterstützen.
 

Wo bleibe ich in all diesen Auftragsarbeiten?

Doch manchmal will ich einfach mal nur machen, worauf ich Bock habe – für mich, der Freude wegen und weil ich mich ausprobieren und experimentieren möchte.

Deshalb sind Herzensprojekte wichtig für mich. Sie beschützen mich vor Griesgram, Frustration und dieser Stimme im Kopf, die »Keinen Bock auf alles« sagt.

Die meisten meiner selbst initiierten Bücher sind Herzensprojekte, also Werke, die nicht als Auftrag entstanden sind und in denen ich viel Gestaltunsgfreiraum hatte, weil keine Auftraggeber*innen mitdiskutiert haben. Weil ich eine Lösung für mein eigenes Problem gesucht und gefunden habe.

Über die letzten 15 Jahre meiner Selbstständigkeit habe ich gelernt, dass meine Kreativität immer wieder Raum braucht für Projekte, die mein Herz zum Leuchten bringen. Ansonsten trocknet der kreative Springbrunnen irgendwann aus, weil durch die Aufträge immer nur Wasser entnommen wird, aber zu wenig Neues dazu kommt.
 

Zeit – woher nehmen und nicht stehlen?

Auf den ersten Blick scheint diese Frage »Wie schaffe ich Zeit für Herzensprojekte« ja ein Zeitmanagement-Problem zu sein. Aber nur auf den ersten Blick! Etwas genauer hingeschaut wird schnell klar, dass dahinter eigentlich ein wirtschaftliches Problem sitzt. Herzensprojekte muss ich mir zeitlich, aber eben deshalb auch wirtschaftlich leisten können.

Um Zeit für eigene Projekte zu haben, brauche ich Aufträge, die so gut bezahlt sind, dass ich auch mal einen Nachmittag frei machen kann, um an meinem eigenen Buchprojekt zu arbeiten. Schlecht bezahlte Aufträge dagegen erzeugen oftmals einen Teufelskreislauf aus Angetriebensein und Erschöpfung, in dem weder Platz für Freude und Experiment ist noch Zeit für Neuorientierung und Selbstbestimmung. Denn man ist ja dauerhaft und immer angestrengt dabei, das Hamsterrad weiterzudrehen.

Wenn du dich wirtschaftlich nachhaltig aufstellst, entsteht dadurch auch Zeit. Denn eine nachhaltige wirtschaftliche Aufstellung schafft die finanzielle Freiheit, nicht jeden Job annehmen zu müssen. Dann ist auch mal Zeit für das Herzensprojekt oder eben auch mal Raum, darüber nachzudenken, wo du eigentlich hin willst, was dir wichtig ist und was der nächste Schritt für dich sein könnte.

Doch was bedeutet das konkret? Bei mir bedeutet das zum Beispiel, dass wenn ich Bücher machen will, es definitiv eine gute Idee ist, ein oder zwei weitere wirtschaftlich stärkere Standbeine zu haben. Denn nur ein kleiner Teil der Autor*innen können allein vom Büchermachen leben. Deshalb arbeite ich zum Beispiel auch im Bereich Corporate Design, denn dieser Markt ist wirtschaftlich deutlich attraktiver als das Büchermachen.

Klar, diese wirtschaftliche Perspektive klingt zuerst einmal sehr erwachsen, pragmatisch und für viele sicherlich auch nicht sonderlich sexy. Ehrlich und realistisch auf die eigenen Märkte und Ziele zu schauen, ist anstrengender als die Augen vor den wirtschaftlichen Realitäten zu verschließen. Was ich aber ziemlich sexy finde, ist Selbstbestimmung – und die steckt im Prozess der bewussten wirtschaftlichen Aufstellungen mit drin. Die wirtschaftliche Brille auf meiner Nase sorgt dafür, dass mein Kreativbusiness eben kein Hobby mehr ist, sondern mein Beruf.

Halten wir mal fest. Mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Aufstellung schaffst du dir Zeit. Aber natürlich musst du sie dir trotzdem noch nehmen. Und das ist gar nicht so einfach. Beginnen wir mal mit der ersten Strategie, die sich genau damit beschäftigt. Wie sorgst du dafür, dass du dir die Zeit auch nimmst?
 

#1: Schaffe dir Arbeitsroutinen

Routinen sind super. Sowohl für die Herzensprojekte als auch zur besseren Organisation deiner Aufgaben im Beruf. Indem du dir fixe Zeitfenster in deinen Wochenplan einbaust, machst du es dir leichter, dir die Zeit für die Herzensprojekte auch zu nehmen. Mein Bilderbuch »Hoch hinaus« habe ich zum Beispiel zu großen Teilen in den Morgenstunden vor meiner eigentlichen Arbeit gezeichnet. In dieser Buchentstehungsphase bin ich anstatt um 8 um 7 aufgestanden. Manchmal auch schon um 6. Natürlich kannst du dir dein Zeitfenster auch in die Mittags- oder Abendzeit oder an einen spezifischen Tag in der Woche legen. Wichtig ist ein fest definierter Zeitraum. Damit du schon nach kurzer Zeit konditioniert bist wie der pawlowsche Hund.
 

#2: Halte die Schwelle niedrig

Doch was ist, wenn du dich nicht aufraffen kannst, am Herzensprojekt zu arbeiten? Hier greift Strategie #2: Halte die Schwelle niedrig. Ich habe zum Beispiel diverse tägliche 5-Minuten-Routinen. Die Aufgabe ist, etwas, was ich regelmäßig machen will, jeden Tag ohne Ausnahme zu machen – aber eben nur 5 Minuten täglich. Das klappt mit Yoga, Finnisch lernen und eben auch Herzensprojekten. … Mit meinem Elchbuch »Hoch hinaus« war der Deal: Es ist ok, wenn ich morgens um 7 das Indesign-Dokument aufmache und, wenn ich gar nicht will, 5 Minuten hineinstarre. Mehr muss nicht. Wenn ich Lust zu zeichnen habe, durfte ich das auch tun, aber ich hatte meine Aufgabe erfüllt, sobald ich das Dokument aufgemacht und hineingestarrt hatte.

Warum ist diese Strategie so wirkungsvoll? Vielleicht kennst du das ja auch: Ich habe, gerade bei Herzensprojekten, immer wieder Phasen, in denen ich total blockiere, in denen nichts von der Hand geht und in denen die Angst vor dem weißen Blatt so groß ist, dass ich am liebsten alles hinschmeißen und mich unter meiner Bettdecke verstecken möchte. In diesen Phasen setze ich mich selbst so unter Druck, dass gar nichts mehr geht – selbst wenn ich die Zeit dafür habe. Der »Mindestens 5 Minuten hineinstarren«-Trick reduziert den Druck auf ein Minimum. Meistens habe ich dann doch angefangen, am Elchbuch zu zeichnen ... manchmal nicht. In der Summe war das Buch dann trotzdem nach ein paar Monaten fertig.
 

#3: Verbindlichkeiten schaffen

Wie kannst du dich noch mehr unterstützen, ins Tun zu kommen? Über Strategie #3 und soziale Verbindlichkeit! Gemeinsam sind wir stärker. Das gilt insbesondere im üblicherweise eher einsamen Illustrierenden- und Designer*innen-Leben. Indem du dir einen Zirkel von Menschen schaffst, denen du regelmäßig deine Arbeitsstände zeigst und mit denen du die nächsten Schritte vereinbarst, wird es leichter, auch große Herzensprojekte durchzuhalten. Weil es Verbindlichkeit schafft und du auch emotionalen Support findest. Wir alle brauchen Menschen. Menschen, die uns spiegeln, ihre eigenen Erfahrungen teilen und uns zuhören, ohne Ratschläge zu geben.
 

#4: Nutze die Zeit fürs Ideen-Entwickeln

Vielleicht hast du dir ja jetzt Zeit geschaffen und bist ins Tun gekommen, doch jetzt dauert das Herzensprojekt länger als du gern hättest und du wirst ungeduldig. Mir geht das ganz oft so. Viele meiner freien Buchprojekte haben viele Jahre gebraucht, bis sie endlich das Licht der Welt erblickt haben. »Die Gute Mappe« zum Beispiel hat 11 Jahre gebraucht. An meiner Graphic Novel »Werther reloaded« habe ich fünf Jahre gearbeitet, mein aktuelles Buchprojekt begleitet mich schon seit sechs Jahren und ist noch lange nicht fertig. Anfangs hat mich das sehr frustriert, dass gerade die Dinge, die mir besonders wichtig sind, so viel Zeit brauchen. Über die Jahre habe ich allerdings festgestellt, dass manche Dinge besser werden, wenn sie reifen dürfen. Ich fühle mich oftmals wie ein Huhn, das ein Ei ausbrütet und das dauert eben manchmal länger.

Eine Sache ist allerdings wichtig, damit die vielen kleinen Geistesblitze, die es beim jahrelangen Brüten immer wieder gibt, nicht verloren gehen. Die Ideen und Fragmente wollen gesammelt werden, damit du auf ihnen aufbauen kannst. Deshalb lautet die Strategie #4 »Führe ein Skizzenbuch und sammle deine Ideen« – damit sie über die Zeit zu einem Herzensprojekt zusammenwachsen können.
 

#5: Schreib auf, warum du das Herzensprojekt machst

Gerade wenn du viele Jahre an deinem Herzensprojekt arbeitest, ist es wichtig, einen starken Rückenwind zu haben. Mit allem im Leben, was anstrengend ist, hilft es, sich immer wieder vor Augen zu führen, warum du eigentlich zu Beginn damit angefangen hast und wie das Projekt dein Leben beeinflussen wird. Schreib dir eine Liste, was sich alles für dich verändern wird, wenn du dein Herzensprojekt weitermachst oder zu einem glücklichen Ende bringst. Schreib es dir auf einen großen Zettel und klebe ihn dir an einen Ort, an dem du ihn täglich siehst. Das hilft mir gerade mit meinem Finnischlernen und auch mit meinem Herzensprojekt.
 

Welche Strategien benutzt du?

So, das waren die fünf Strategien, mit denen ich mir mehr Zeit für Herzensprojekte schaffe. Welche davon nutzt du denn schon? Und kennst du weitere Strategien, die du empfehlen kannst? Teile sie gern. Hier auf dem Blog, auf dem Podcast oder auf Instagram. Und damit, wünsche ich dir ganz viel Freude und Erfolg mit deinen Herzensprojekten.
 

Du möchtest dich wirtschaftlich nachhaltig aufstellen?

Das PDF-Workbook »Dein kreatives Angebot« (0,00€) ist ein guter Start und hilft dir, wirtschaftlich interessante Märkte zu identifizieren. Lade es dir hier herunter.

Und wenn du Lust hast, deine Positionierung über 14 Wochen lang in einer Gruppe von gleichgesinnten Kreativen und mit ganz viel Unterstützung zu gehen, dann trag dich doch in die Warteliste der Portfolio-Akademie ein.

Diese startet im Mai 2022 und mit einer begrenzten Zahl an Teilnehmer*innen. Wenn du auf der Warteliste stehst, gehörst du zu den ersten, die erfahren, wenn sich die Türen geöffnet haben und bekommst zusätzlich noch ein besonderes Angebot. Es lohnt sich also, auf der Warteliste zu stehen.

 
Hast du noch mehr Portfolio-Fragen? Schreib mir gern, dann nehme ich diese gern in den kommenden Blogposts auf.

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