Kennst du das auch? Du sitzt an deinem Schreibtisch und brauchst eine Idee. Und die will nicht kommen. Du grübelst und grübelst und versuchst, die Idee aus dir herauszupressen … aber nichts passiert. Stille im Walde. Grillenzirpen. Leere im Kopf. Und die Uhr tickt, denn du hast in deiner Kalkulation behauptet, dass dir innerhalb von 4 Stunden etwas Tolles einfallen würde.
Ich kenne das nur zu gut. Idee kommen nicht immer dann, wenn sie sollen. Doch gerade, wenn es darum geht, wirtschaftlich zu arbeiten, sind wir als kreative Unternehmer*innen darauf angewiesen, dass unsere Ideen auf Knopfdruck kommen, damit wir diese auch zeitlich im Kostenvoranschlag kalkulieren können.
In diesem Blogartikel stelle ich dir 3 Strategien vor, wie du so einen Ideenstau in deinen Kostenvoranschlägen kalkulierst. Und damit du aus dem Ideenstau auch wieder herauskommst, sprechen wir auch über 3 Techniken, mit denen die Ideen wieder fließen.
Weißt du, wie lange du üblicherweise für eine Idee brauchst? Wenn du ein Projekt kalkulierst, bildest du alle Phasen des Auftrages ab und weist ihnen dann im zweiten Schritt eine Stundenanzahl zu. Die Gesamtstunden-Anzahl wird in Schritt 3 mit deinem Stundensatz multipliziert. Zuletzt kalkulierst du noch deine Nutzungsrechte und fertig ist die Sauce – bzw. dein Kostenvoranschlag. Aber jetzt mal ganz ehrlich. Die Ideenfindung ist ein recht wackeliger Posten, denn – das haben wir ja jetzt schon einmal herausgefunden – Ideen kommen nicht immer, wenn sie sollen.
Jetzt mal Butter bei die Fische: Es ist deine Verantwortung, in deiner Kalkulation die Zeit für das Ideenfinden einzuschätzen und zu beschreiben. Und ja, Nachkalkulation wegen eines Ideenstaus sind eher unüblich. Wenn du deshalb deutlich mehr Zeit gebraucht hast als eigentlich eingeplant war, ist das deine Verantwortung. Diese »bezahlst« du sozusagen mit deiner Freizeit. Jede Stunde, die die Idee auf sich warten lässt, kostet dich also deine Zeit und ist unbezahlte Arbeit.
Deshalb habe ich heute drei Strategien für dich mitgebracht, die es dir leichter machen, die Ideen-Phase deines Auftrages präziser zu kalkulieren.
Es gibt etwas, was du tun kannst, um dich etwas besser abzusichern: Du kannst von Vorneherein einen Puffer einbauen, um gewappnet zu sein, wenn die Ideen nicht kommen wollen. Ein Puffer ist unabhängig vom Ideenstau eine gute Idee, denn in Aufträgen passieren öfters mal unvorhergesehene Dinge: Ein Telefonat dauert deutlich länger als geplant und das eine Meeting wird mehrfach verschoben, was zu mehr logistischen Aufwand führt. Bei allen Aufgaben, für die du keine Nachvergütung verhandeln kannst, hilft der Puffer. Vielleicht fragst du dicj ja jetzt, wieviel Puffer ok ist. Das ist so pauschal schwer zu beantworten, aber 10 Prozent vom Gesamtvolumen des Auftrages sind eine gute Orientierungsgröße.
Auch hilft es, wenn du regelmäßig deine Zeiten dokumentierst, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie lange du üblicherweise brauchst, um deine Ideen zu finden. Dokumentierst du deine Zeiten über mehrere Monate, wird es dir immer leichter fallen, eine realistische Zeit für die Ideenfindung einzukalkulieren. Denn du kennst dich und deinen Kreativitätsspringbrunnen besser und kannst präziser einschätzen, wie lange bestimmte konkrete Aufgaben dauern.
Kreativität ist auch ein Muskel, den du trainieren kannst. Als kreative Unternehmer*innen werden wir dafür gebucht, schneller als andere Menschen gute Ideen zu haben. Deshalb kann es sinnvoll sein, deine Ideen-Muskeln zu trainieren, indem du täglich übst, Bildideen und Konzepte zu entwickeln. Dazu kannst du zum Beispiel täglich eine 5-Minuten-Skizze im Skizzenbuch machen oder regelmäßig an kreativen Challenges mitmachen. Davon gibt es Hunderte in den sozialen Netzwerken. Der Instagramkanal @_.drawing_challenges._ sammelt kontinuierlich aktuelle Illustrations-Challenges. Der Kanal @weeklydesignchallenge fordert zur wöchentlichen Design-Challenge auf, genauso wie der Kanal
@friendsofillustration.
Über eine Sache müssen wir noch sprechen, wenn es um Ideen geht: Ideen sind wertvoll. Vor vielen Jahren habe ich einmal im »Escape from Illustration Island«-Podcast ein Interview mit Art Director Charles Hively gehört. Charles beschrieb in diesem Podcast, dass es ihn traurig macht, wenn er sieht, wie junge Kreative ihre Ideen für einen Appel und ein Ei rausschmeißen, weil sie denken, dass ihre Ideen aus einer Quelle kommen, die niemals versiegen wird. Und dann beschrieb er, wie er für sich mit dem Älterwerden festgestellt hat, dass Ideen eben keine unendliche Ressource sind, sondern dass gute Ideen etwas Wertvolles und Seltenes sind und wie wichtig es ist, sie zu schätzen – zum Beispiel auch, indem man sich für die gute Idee angemessen bezahlen lässt.
Das möchte ich hier gern doppelt unterstreichen. Deine Ideen sind wertvoll. Eine angemessene Vergütung macht sicher, dass du weiterhin gute Ideen haben wirst, denn nur mit einer angemessenen Vergütung hast du die Ressourcen und den Raum, dich gut um deine Kreativität zu kümmern und sie gesund zu halten. Denn sie ist eine der wichtigsten Ressourcen deines Unternehmens.
Ein Grund, warum es zum Ideenstau kommt, ist ja Stress. Gerade in Auftragssituationen, in denen die Ideen auf Abruf kommen müssen, erzeugen Stress. Und unter Stress ist es deutlich schwieriger, kreativ zu sein. In stressigen Situationen hilft es, wenn du Techniken parat hast, mit denen du dich selbst unterstützen kannst und von denen du weißt, dass sie bei dir funktionieren. Allein dieses Wissen reduziert den Stress.
Damit das Gute-Ideen-haben auch klappt, möchte ich dir deshalb heute noch drei Techniken vorstellen, die ich persönlich selbst nutze, um den Ideen-Springbrunnen fröhlich sprudeln zu lassen.
Wenn ich auf der Ideensuche bin, dann laufe ich. Gern auch mal im Kreis. Als ich noch in Weimar gewohnt habe, hatte ich ein Studio mit zwei Räumen, die über eine Tür verbunden waren. Ein Raum war mein Arbeitsraum mit zwei großen Tischen, im anderen stand mein Besprechungstisch. Auf Ideenjagt hatte ich es mir dort zur Gewohnheit gemacht, barfuß große Achten zu laufen. Jeweils eine Runde um die Arbeitstische und dann im anderen Raum um den anderen Besprechungstisch.
Heute gehe ich oft in den Wald, wenn ich auf Ideensuche bin. Hier denke ich nach und – diskutiere ich mit mir selbst das Problem. Und ja, genauso wie es klingt, ist es auch: ich rede mit mir selbst. Das mag etwas seltsam sein, hilft allerdings enorm, denn durch das In-Worte-fassen wird das Problem konkreter und somit leichter lösbar. Einfach nur Nachzudenken reicht bei mir oft nicht, denn meine Gedanken fühlen sich zwar oftmals konkret an, sind es aber dann doch noch nicht. Das Aussprechen fordert ein, konkret zu werden.
Und wenn dann eine Idee aufploppt, dann nehme ich die Idee mit der Diktier-App meines Telefons auf, um sie nicht zu vergessen.
Glücklicherweise ist es heute ja ziemlich normal, dass Menschen mit Kopfhörern und Headsets sprechend durch den Wald laufen. Deshalb fallen meine Selbstgespräche gar nicht auf. Wenn ich mal jemand anderen als ein Reh oder ein Eichhörnchen im Wald treffe, dann denkt die Person, dass ich telefoniere.
Beim Ideen-Dump geht es darum, in einem festgelegten recht kurzen Zeitraum alles aufschreiben, was kommt .. und es sozusagen auf das (digitale) Papier zu entladen. So entstehen zum Beispiel auch die ersten Rohfassungen für den Podcast. Dazu schreibe ich erst einmal alles auf, was mir zum Thema einfällt, und sortiere später. Hier gilt es, dem Prozess zu vertrauen und erst einmal Fragmente zu sammeln. Du kannst deine Idee, deinen Text oder deine Skizzen später weiterentwickeln, besser machen und optimieren.
Damit einher geht, Dinge zu notieren und zu skizzieren, die ggf. hässlich sind oder eindeutig noch nicht funktionieren. Das auszuhalten kann eine Aufgabe für sich sein. Aber es ist ok und vollkommen normal, erst einmal mit etwas zu beginnen, was noch nicht das Gelbe vom Ei ist. Vertraue dem Prozess und dass er dich dorthin bringt, wo du hin willst.
Vom Prinzip ist das Ideen-Dumping eine klassische Brainstorming-Methode. Hier gibt es ja bekanntlich keine schlechten Ideen. Apropos Brainstorming: Viele Unternehmen nutzen Brainstorming in Gruppen. Aber gerade für introvertierte Menschen, zu denen ja viele Kreative gehören, kann das Brainstormen in einer Gruppe die Hölle sein. Deshalb: Erlaube dir, Ideen-Dumping und Brainstorming alleine zu machen.
Später kannst du deine Ideen und ersten Grobentwürfe mit einer anderen Person teilen und Feedback erfragen. Doch gerade am Anfang ist es vollkommen ok, deine Ideen alleine zu entwickeln und dich in einem sicheren Raum zu bewegen: damit es auch erst einmal hässlich sein darf. 😉
In assoziativen Methoden nutzen wir unsere ureigenen Fähigkeiten, Objekte, Ideen, Emotionen und Sinneseindrücke mit Hilfe von Gedankenketten zu einem neuen Gesamtbild zu verknüpfen. Es geht hier also darum, Bewährtes in einen neuen Kontext zu stellen und so neue Lösungen zu entdecken. Mindmaps und Akrostichons sind hier gute Mittel der Wahl. Das Tolle an diesen Methoden ist, dass hier alles erlaubt ist. Du darfst bzw. sollst sogar alles aufschreiben, was dir in den Sinn kommt, denn bei Assoziieren gibt es kein Richtig oder Falsch. Umso mehr Assoziationen du entwickelst, desto mehr Ideen können sich daraus ergeben.
Ich schreibe gern erst einmal alle Wörter auf, die mir zu meiner Aufgabe einfallen: Idee, Glühbirne, Geistesblitz und Stau. Und überlege dann, welche Metaphern, Bilder und Symbole mir dazu einfallen. Und dann bilde ich Ketten, um weitere Assoziationen zu kreieren. Die neuen Kettenglieder können Wörter, aber auch Bilder sein, die ich schnell mal hinskizziere. Hübsch sieht das alles nicht aus, aber darum geht es nicht. Es geht ja um die Idee. Niemand außer mir wird diese Skizzen und Notizen jemals sehen.
So, das sind meine drei Ideen-Techniken – In den Wald gehen, Ideen-Dump und Assoziationsketten. Hast du andere Techniken, die dich beim Ideen-finden unterstützen? Und welche der hier vorgestellten Strategien zur Ideen-Kalkulation benutzt du?
Zusammenfassung
Hier noch einmal alles kurz in 5 Sätzen zusammengefasst:
- Dokumentiere, wie lange du in Aufträgen für Ideen brauchst.
- Übernimm die Verantwortung für die Zeit bis zur Idee und bau Puffer ein.
- Trainiere deine Kreativitätsmuskeln.
- Schätze deine Ideen. Sie sind wertvoll und nicht selbstverständlich.
- Trainiere Routinen und Techniken, die dich beim Ideenfinden unterstützen.
Womit beginnst du heute? Und was kannst du tun, um deine Ideen mit mehr Wertschätzung zu behandeln und deinen Kreativitätsspringbrunnen zu pflegen? Teile deine Erfahrungen gern unter dem Podcast, hier direkt unter dem Blogartikel oder auf Instagram.
Und damit wünsche ich dir alles Liebe.
Wir hören uns nächste Woche, bis dahin, Franziska
Darf ich dich heute um einen Gefallen bitten?
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Hast du noch mehr Portfolio-Fragen? Schreib mir gern, dann nehme ich diese gern in den kommenden Blogposts auf. Liebe Grüße, Franziska