Was ist der Unterschied zwischen einem PDF-Portfolio und einem Web-Portfolio? Beide kannst du per Email verschicken. Beide kann man irgendwie ausdrucken (zugegebenermaßen mal besser, mal schlechter). In beiden ist viel Raum für deine Werke. Das PDF-Portfolio kann theoretisch beliebig viele Seiten haben. Das Web-Portfolio kann die unendlichen Weiten des Internets füllen.
Doch es gibt einen signifikanten Unterschied – und der ist struktureller Natur. PDF-Portfolios haben eine chronologische, lineare Struktur. Eine Seite folgt der anderen. Üblicherweise blättert man von vorn nach hinten, betrachtet von links nach rechts (zumindest in unseren Breitengraden). Die Reihenfolge ist immer gleich. Die Betrachter*innen erleben das Portfolio immer wieder auf eine ähnliche Art und Weise. Web-Portfolios dagegen haben üblicherwiese eine non-lineare Struktur. Wo die Website-Gäste zuerst hinklicken kannst du nicht kontrollieren. Mal oben links, mal unten rechts. Jede Reise durch das Web-Portfolio ist somit anders. Und du hast deutlich weniger Möglichkeiten, den Ablauf dieser Reise zu bestimmen.
Deshalb sollte deine Portfolio-Konzeption und -Gestaltung mit diesem strukturellen Unterschied bewusst umgehen. Was bedeutet das in der Praxis?
Weil die Abfolge der Seiten in linearen Portfolios immer gleich ist, kannst du dein Portfolio dramaturgisch inszenieren. Du bestimmst, womit das Portfolio beginnt und womit es endet. Auch kannst du Wow-Momente einplanen und dafür sorgen, dass es auch im Mittelteil immer wieder Höhepunkte gibt, die die Aufmerksamkeit deines Gegenübers fesseln. Du kannst eine Geschichte erzählen und einen Spannungsbogen bauen – wie in einem klassischen Drama. Und dadurch ist es dir auch möglich, stilistische Brüche oder auch Werke, die nicht ganz so stark sind wie die anderen, zu integrieren und »reinzustricken«. Typische Beispiele für eine lineare Portfolio-Struktur sind das PDF-Portfolio, die analoge Mappe oder auch die Keynote-Präsentation.
In non-linearen Portfolios ist die Abfolge der Werke jedes Mal verschieden. Deshalb gibt es zwar eine Geschichte und einen Spannungsbogen, du kannst diesen nur nicht bestimmen. Stilistische Brüche und weniger starke Werke können so geballt sichtbar werden und den Gesamteindruck deines Portfolios mindern. Das typische Beispiel für eine non-lineare Struktur sind Webseiten. Hier wird meistens auch viel weniger geklickt als in einem PDF-Portfolio, weil im Netz die Ungeduld herrscht.
Was bedeutet das in der Konsequenz?
In linearen Portfolios kannst du den Gesamteindruck deines Portfolios verbessern, wenn du dir zum Schluss noch einmal die Seitenabfolge ansiehst und deren Dramaturgie optimierst. Auch schwächere Arbeiten, stilistische Brüche und Heterogenität können integriert werden, ohne dass der Gesamteindruck geschwächt wird. Dagegen solltest du in non-linearen Portfolios lieber weniger und nur deine besten Werke zeigen. Weniger ist hier meistens mehr. Einzige Ausnahme bilden hier die soziale Medien: hier gilt oft Masse statt Klasse.
Hast du noch mehr Portfolio-Fragen? Schreib mir gern, dann nehme ich diese gern in den nächsten Blogposts auf.