Deine wirtschaftliche Aufstellung und dein Portfolio sind untrennbar miteinander verbunden. Ich weiß, ich weiß ... du liest diesen Blog, weil du dich für Portfolio-Themen interessierst, ggf. dein Portfolio überarbeiten bzw. dich neu aufstellen willst. Und jetzt komme ich hier mit mit solchen Sachen wie Stundensatz, Jahresumsatz und Wirtschaftlichkeitsberechnung um die Ecke.
Aber: Mit deinem Portfolio akquirierst du deine Aufträge. Diese sind die Grundlage für dein Einkommen, mit dem du dein Unternehmen und auch dein Leben finanzierst.
Welche Art von Aufträgen dein Portfolio generiert – gut bezahlt, schlecht bezahlt – hat also direkten Einfluss auf dein Leben.
Und außerdem ist dein Portfolio ein Spiegel für deine individuelle Einstellung zu Geld und für den Wert, den du selbst in deiner kreativen Arbeit erkennst. Über dein Portfolio kann dein Gegenüber diese Dinge von dir lesen wie in einem Buch.
Und deshalb ist es wichtig, sich hier wirtschaftlich selbstbestimmt und nachhaltig aufzustellen, damit dein Portfolio genau diese Dinge widerspiegelt und an deine Auftraggeber*innen die für dich richtigen Botschaften kommuniziert. Damit du genau die Aufträge akquirierst, die zu deiner wirtschaftlichen Vision passen.
Deshalb ist die Portfoliothematik untrennbar mit der Wirtschaftlichkeitsthematik verknüpft.
How-to: Wirtschaftlich aufstellen
Schritt 1: Verschaffe dir einen Überblick über deine Fix-Kosten und vergleiche diesen Wert mit den Kosten, die deine Vision von dir kosten würde.
Schritt 2: Kalkuliere daraufhin deinen Stundensatz. Es ist ok, erst einmal einen Mittelwert aus deinen aktuellen Lebenhaltungskosten und den Kosten deiner Vision zu bilden. Aber: Rechne deine Vision in deinen Stundensatz mit ein. Ansonsten bleibst du wirtschaftlich genau dort, wo du gerade stehst.
Schritt 3: Lerne im nächsten Schritt deine Märkte kennen und bewerte deren wirtschaftliche Situation realistisch. Frag dich dann, ob du gegebenfalls weitere und andere Märkte brauchst, um dich wirtschaftlich besser aufzustellen.
Schritt 4: Treffe dann eine selbstbestimmte Entscheidung, wo und wie du deine dir zur Verfügung stehende Zeit einsetzen möchtest.
Vielleicht denkst du jetzt: stimmt ja alles, aber die wirtschaftliche Realität sieht in der Kreativwirtschaft nun mal anders aus. Was hilft es mir, zu wissen, dass ich 100€ die Stunde verdienen müsste, um meine Vision von mir zu realisieren, wenn ich in meiner beruflichen Realität konstant deutlich weniger angeboten bekomme. Und ja, du hast natürlich recht, es ist nicht immer einfach, in der Kreativwirtschaft gute Honorare zu verhandeln. Ich selbst nutze dazu drei Strategien:
In Verhandlungen habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, IMMER zu fragen, ob da noch was geht. Es ist zu einer Routine geworden. Und: Dabei zeigt sich – ja, meistens geht da noch was. Und wenn man nicht fragt, ist die Tür dazu verschlossen. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie sagen: Nein, da geht nichts mehr. Und dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich anbiete, etwas weniger Komplexes, Schnelleres zu machen oder ob ich absage.
Ich überlege bei jeder Verhandlung, um welchen wirtschaftlichen Wert es hier geht. Wenn mein Gegenüber mit meiner Arbeit das Geld in Schubkarren wegfährt und mich gleichzeitig schlecht bezahlen will, finde ich das unfair. In solchen Fällen verhandle ich selbstbewusst (weil ich ja weiß, um welchen Wert es hier geht) und sage ab, wenn ich das Honorar nicht anpassen kann.
Manchmal ist es aber so, dass es sich bei dem Job wirklich um einen Auftrag handelt, bei dem auch für mein Gegenüber nur wenig finanziell rumkommt. Dann kann ich mir überlegen, ob die Sache für mich eine Relevanz hat, ob sie für mein Leben wichtig ist. Und wenn ja, kann ich den Auftrag trotzdem machen, weiß aber gleichzeitig, dass ich dafür bei anderen Aufträgen kompromissloser sein muss, um langfristig wirtschaftlich gesund zu bleiben.
Mir tut es gut, grundsätzlich mit einem höheren Stundensatz zu kalkulieren und lieber zu überlegen, wie ich den Auftrag dann mit der damit kürzeren Zeit hinbekomme. Anstatt 16 Stunden für 50 Euro zu arbeiten, suche ich lieber Lösungen, die ich in 8 Stunden für 100€ umsetzen kann. Denn damit kommen zwei Sachen: einerseits tut es mir gut, zu sagen: »Ja, meine Arbeit ist 100€ die Stunde wert.« Außerdem fühle ich mich selbstbestimmt. Denn ich entscheide über meine Zeit.
In der Konsequenz bedeutet das bei mir oft, dass ich bei Aufträgen oftmals meinen Anspruch runterschrauben muss, denn ich habe nicht so viel Zeit, wie ich gern hätte. Dafür hab ich aber Zeit, die ich in meine eigenen Projekte stecken kann und dort finde ich dann Raum für mich und kann mich weiterentwickeln. Dort darf ich alle Ansprüche der Welt haben, denn diese Projekte müssen nicht wirtschaftlich sein – weil es andere gibt, die für meine finanzielle Unabhängigkeit sorgen. Und das fühlt sich sehr gut an.
Ressourcen
- Hier ein ergänzender Artikel auf Jetzt.de zum Thema »Auch darum verdienen Frauen weniger«.
- Kalkuliere deinen Stundensatz mit dem kostenlosen IO-Stundensatzkalkulator oder dem freien BDG-Stundensatzkalkulator.
- Buchempfehlung (unbezahlte Werbung): »Jen Sincero: You are a badass in making money«
Hast du noch mehr Portfolio-Fragen? Schreib mir gern, dann nehme ich diese gern in den kommenden Blogposts auf. Liebe Grüße, Franziska