Du willst ein Buch schreiben und/oder illustrieren und fragst dich, wie das geht? Dann ist der heutige Podcast für dich. Denn hier bekommst du konkrete Tipps und einen 5-Schritte-Plan an die Hand, wie dein Buch seinen Weg zu einem Verlag findet.
Und wir haben heute auch einen ganz tollen Gast im Podcast: Suse Thierfelder, die Verlegerin und Programmverantwortliche des Kunstanstifter Verlags. Suse wird uns Einblick geben, wie sie als Verleger*in neue Buchprojekte findet und was es für Kreative zu beachten gilt, wenn sie Verlagen Buchprojekte vorstellen.
Nächste Woche Montag, am 26.9.2022, startet der Portfolio-Sprint, ein in wenigen Tagen und leicht umsetzbarer Onlinekurs und Live-Workshop, mit dem dein Portfolio fit wird für die Buchmesse.
Im Portfolio-Sprint treffen wir uns eine Woche lang jeden Morgen für ein 30-minütiges Webinar und abends für eine Stunde zum Fragen stellen. Von den Live-Treffen du dir auch später den Mitschnitt ansehen. Für den 6. Termin sehen wir uns nach der Messe (am 25.Oktober, dem Montag nach der Buchmesse), um darüber zu sprechen, was nach der Messe passiert.
Das ganze kostet 50 Euro brutto pro Tag, also 300 Euro insgesamt. Und wenn du bis heute abend Tage buchst, bekommst du mit dem Code PORTFOLIO einen 50€ Rabatt. Der Code ist nur noch bis heute Abend gültig, also bis zum 22. September 2022 um Mitternacht.
Buchen kannst du unter www.diegutemappe.de/ps
Es ist dir ja sicherlich nicht entgangen, dass ich Bücher liebe. Vor allem das Büchermachen. Das Konzipieren, Gestalten, Illustrieren und Schreiben. Bücher zu machen macht mich glücklich. Ich liebe den Moment, wenn das fertige Buch auf einmal in der Hand liegt, aber noch viel mehr liebe ich den Prozess hin zum Buch.
Dabei habe ich alle meine selbst initiierten Buchprojekte selbst bei meinen Verlagen vorgestellt. Das bedeutet, dass meine Bücher ihren Weg zu meinen Verlagen gefunden haben, ohne dass eine Agentur diese vorgestellt und verhandelt hat.
Wenn du dich jetzt fragst, was das für Bücher sind, die ich selbst innitiiert habe: das sind vor allem meine Graphic Novel »Werther reloaded«, der illustrierte Roman »Peter Schlemihls wundersame Geschichte«, eine Kurzgeschichtensammlung von Kurt Tucholsky »Der Zeitsparer«, das Bilderbuch »Hochhinaus« und das Sachbuch »Die gute Mappe«. Und auch das Sachbuch »Zeich mal«, das sechs Freund*innen und ich zusammen geschrieben und illustriert haben, haben wir selbst einem Verlag angeboten und dort platziert.
Meine eigenen Erfahrungen spiegeln also vor allen Dingen diese Art von Weg zum publizierten Buch wider. Dem Weg ohne Agentur.
In der (unbebilderten) Belletristik ist es zum Beispiel deutlich üblicher, mit Hilfe einer Agentur einen passenden Verlag zu finden. Anders im Bereich Illustration: Hier kontaktieren die Illustrierenden die Verlage oftmals selbst, insbesondere, wenn sie durch ihre Arbeit auf dem Buchmarkt selbst schon persönliche Kontakte in ihren bevorzugten Verlagen haben.
Warum sage ich das? Ich kann dir hier hauptsächlich von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Der Weg, den ich dir hier vorstelle, ist nicht der einzige zum veröffentlichten Buch, aber eben einer der möglichen.
Also: Lass uns mal loslegen. Du hast also beschlossen, ein Buch machen.
Als Erstes brauchst du dafür eine gute Buch-Idee. Das ist Schritt #1. Das Thema des Buches sollte dich so sehr interessieren, dass du bereit bist, dich damit mindestens ein bis zwei Jahre intensiv zu beschäftigen. Denn Büchermachen ist tendenziell eher eine längerfristige Angelegenheit.
Deine Idee sollte gleichzeitig auch einzigartig und spannend sein. Es ist kein Weltuntergang, wenn es auf dem aktuellen Buchmarkt schon ähnliche Bücher gibt, aber natürlich sollte dein Buch keine Kopie von etwas schon Bestehendem sein.
Greift deine Buchidee den aktuellen Zeitgeist auf, ist das üblicherweise eine gute Sache. Denn Verlage wollen Bücher ja verkaufen. Und das gerne zahlreich. Deshalb gibt es natürlich auch hier Trends, die von vielen Verlagen aufgegriffen werden. Verlage möchten dann auch ein Buch zum aktuellen brandheißen Thema im Programm haben. Vielleicht erinnerst du dich noch an die Welle von veganen Kochbüchern, die vor einigen Jahren den deutschsprachigen Buchmarkt überschwemmten. Das war ein gutes Beispiel für so einen Trend.
Ist dein Buchthema aktuell und relevant, aber es gibt noch keine veröffentlichten Bücher dazu, dann hast du einen 5er im Lotto. Eine Garantie für ein erfolgreiches Buch ist das zwar nicht, allerdings stehen die Sterne gut dafür.
Bestimme dann im nächsten Schritt das Genre, die Zielgruppe und den Grundcharakter deiner Buchidee? Wer liest dein Buch und warum? Erzählst du eine Geschichte? Oder vermittelst du Wissen?
Frage dich, in welche Schublade bzw. welches übliche Genre dein Buch passt. Umso weniger dein Buchkonzept in ein typisches Buchmarkt-Genre passt, desto schwieriger wird es werden, dafür einen Verlag zu finden.
Hier ist eine Liste mit einigen ausgewählten Genres im Bereich illustriertes Buch (die Liste ist mit Sicherheit nicht komplett):
An dieser Stelle kannst du auch schon überlegen, bei welchem Verlag du deine Buchidee gut platzierst siehst und warum. Wo würde das Buch gut hinpassen? Und in welcher Kategorie würde der Verlag es publizieren?
Dann gilt es im dritten Schritt, herauszufinden, welche Rollen du im Buchprozess übernehmen möchtest.
Schreibst du den Text selbst? Und illustrierst und gestaltest du das Buch auch? In diesem Fall übernimmst also alle drei Aufgabengebiete. Du kannst dich allerdings auch mit einer anderen Person zusammentun, die zum Beispiel schreibt, während du illustrierst. Oder umgedreht. Oder du entwickelst ein Buchkonzept und findest später mit dem Verlag die passenden Partner*innen für die verbleibenden Aufgaben. Hier sind eigentlich alle Konstellationen möglich.
Dann gilt es anzufangen – mit Schritt #4. Um einem Verlag ein Buchkonzept vorzustellen, ist es gar nicht notwendig bzw. sinnvoll, das Buch schon komplett fertigzustellen. Es ist sogar in den wenigsten Fällen eine gute Idee, das Buch schon komplett zu finalisieren und erst dann über die Veröffentlichung nachzudenken.
Denn je nach Verlag gibt es oft spezifische formale Anforderungen für spezifische Genres. Einige Verlage nutzen zum Beispiel im Bilderbuch immer eine spezifische Seitenanzahl. 24 oder 32 Seiten sind hier üblich – Parameter, die sich aus der Buchherstellung und Buchbindung ergeben. Hat dein finales Buch dann 38 Seiten, kann das ein Problem sein.
Viele Verlage nutzen auch spezifische Buchformate. Finalisiert du dein Buch, bevor du deinen Verlag gefunden hast, kann es passieren, dass dein Buch abgelehnt wird, einfach nur, weil es formal zu groß oder zu klein ist.
Aber nicht alle Verlage sind da so streng. Trotzdem: Um das Buchkonzept einem Verlag zu pitchen, brauchst du vor allem eins. Eine gute Idee (siehe Schritt 1), ein paar Beispiel-Seiten, die zeigen, wie das Buch ungefähr aussehen wird und … ein gutes Buch-Exposé.
Ein Exposé erklärt dem Verlag die Buchidee, sowohl inhaltlich als auch wirtschaftlich.
Hier erklärst du einerseits, um was es im Buch geht und warum das wichtig ist. Andererseits klärst du auch die ganzen wirtschaftlichen Fragen, die deinen Verlag so brennend interessieren. Nämlich: Wie und warum werden wir mit diesem Buch Umsatz generieren? Und wie viel?
Deshalb gehören auch Zielgruppendefinitionen, mögliche Marketing-Strategien und Marktanalysen mit ins Exposé.
Ist dein Buch eine Geschichte, dann legst du im Exposé zusätzlich auch den Plot dar, damit das Lektorat einschätzen kann, wie gut deine Geschichte funktioniert.
Parallel dazu ist es allerdings sinnvoll, auch ein paar ausgearbeitete Doppelseiten im Originalformat zu zeigen, damit das Lektorat damit ableiten kann, wie das finale Buch aussehen und wirken wird. Umso komplexer dein Buchprojekt ist, desto mehr Beispielseiten sind sinnvoll.
Ein Probekapitel kann alternativ oder zusätzlich zu den Probeseiten eine gute Idee sein, insbesondere wenn dein Buch textlastig ist. So kann der Verlag auch einen Eindruck von der Tonalität und dem Charakter des Textes bekommen.
Ist dein Buch ein Sachbuch oder ein wissen-vermittelndes Buch, versteht das Lektorat deine Buchidee schneller, wenn du im Exposé eine Übersicht über alle Kapitel mit einer kurzen Inhaltsangabe integrierst.
Damit kannst du sozusagen beweisen, dass du den roten Faden durch das Buch schon gespannt hast und ob das Thema im Buch sinnvoll aufgebaut und beschrieben ist. Und du schlägst auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Beim Erstellen dieses erweiterten Inhaltsverzeichnisses wirst du selbst die Leerstellen und Brüche in deiner Struktur identifizieren und kannst diese somit auch beheben.
Und zu guter Letzt gehören auch Informationen zu dir und deinen Team-Mitgliedern ins Exposé. Was macht dich bzw. euch zu Expert*innen auf diesem Gebiet? Warum seid ihr es, die dieses Buch schreiben bzw. illustrieren sollen? Woher kommst du? Wohin gehst du?
Ein Exposé geht oftmals durch mehrere Stufen, denn es ist – vergleichbar mit einem Businessplan – auch ein Tool für dich, dein Konzept zu formulieren, es zu verfeinern und reifen zu lassen.
Und dann kommt irgendwann der Moment der Wahrheit – der Schritt #5: In diesem geht es darum, dein Buchkonzept an die Frau oder den Mann bzw. die Programmleitung des Verlages zu bekommen, indem du dein Buchprojekt bei einem Verlag vorstellst.
Auch hier gibt es nicht den einen richtigen Weg. Meine Empfehlung wäre, wann immer möglich das persönliche Gespräch zu suchen. Pflegst du schon persönliche Kontakte in der Verlagswelt, bestenfalls mit dem Verlag, der gut zu deiner Buchidee passt, dann mache einen persönlichen Termin aus – zum Beispiel auf der Buchmesse.
Alternativ bzw. wenn du keine passenden, persönlichen Kontakte hast, kannst du das Exposé auch einfach postalisch oder per Email einreichen. Schau dazu auf der Seite des jeweiligen Verlages nach. Denn die Verlage schreiben hier sehr oft, wie und in welcher Form und wohin sie gern Manuskripte und Exposés zugesendet haben möchten.
Und jetzt möchte ich gern unseren heutigen Gast mit dazu holen. Ich habe sie ja vorhin schon angekündigt: Suse Thierfelder, Verlegerin und Programmverantwortliche des Mannheimer Kunstanstifter Verlages – dem »Verlag für Illustration«. Suse verlegt zusammen mit ihrem Verlagsteam nur das, was sie zu 100 % gut finden – was berührt, zum Nachdenken anregt und ins Schwärmen bringt. Alle Titel – vom illustrierten Roman über das Koch- bis zum Kinderbuch – verbindet ein besonderes Zusammenwirken von Text, Bild und hochwertiger Ausstattung. Denn erst die besondere Haptik und Optik gedruckter Bücher macht für die Kunstanstifter Bücher zum Gesamtkunstwerk.
[Transkript Interview]
Franziska
Liebe Suse, vielen Dank, dass du heute im Portfolio-Podcast dabei bist und bereit bist, uns hinter die Kulissen des Schöne-Bücher-Machens mitzunehmen. Und ich freue mich ganz besonders, dass du heute hier bist, weil du ja auch einfach mal die Verlegerin meiner eigenen Bücher bist und die Verlegerin vieler ganz besonderer illustrierter Bücher. Und ich würde sehr gerne mit der Frage einsteigen, auf welchen Wegen Buch-Konzepte üblicherweise so zu dir finden. Also wie kommen Bücher zu dir? Wie findest du die?Suse Thierfelder
Ja, also erstmal oft per Email. Wir bekommen einfach eine Email und dann schreibt jemand »Hallo, ich bin die und die. Ich habe gerade meinen Master in so und so [gemacht], studiere da und da und ich habe ein Portfolio zusammengestellt. Schaut euch das bitte an.« Entweder sie haben nur ein Portfolio oder sie haben eine konkrete Geschichte, eine Illustratorin oder ein Illustrator. Und die schicken uns dann die Mail mit ihrem Projekt. Am besten ist ein Auszug davon mit einer kurzen Zusammenfassung. Das finden wir gut. So können wir uns einen Eindruck verschaffen. [Es hilft auch, wenn sie schreiben,] was sie vorher gemacht haben, falls schon ein Werk erschienen ist, damit wir uns ein Bild machen können. Da kommt ganz viel erst einmal per Mail. Und dann eben auf den Messen. Wir treffen uns mit Illustrator*innen auf der Messe, die uns vorher schon eine Email geschickt haben mit einer Termin-Anfrage. Wir haben noch nie solche Mappenschauen gemacht. Das finde ich entwürdigend. Es zu einfach zu wenig Zeit für zu viel Inhalt. Da raucht einem der Kopf und ich finde es auch nicht gut, wenn die Leute eine halbe Stunde anstehen müssen, damit man mal zwei Minuten reinguckt und sagt »Nein, danke! Das war nichts.«.Oft kann man sich zwar schnell entscheiden, dass das nicht das Richtige für uns ist, aber oft eben auch nicht. Und dann hat man zu wenig Zeit, um das zu reflektieren in so einer Runde. Wenn die Illustrator*innen dann zu uns kommen, dann haben sie am besten ihre Original-Zeichnung dabei. Das finden wir ganz toll. Wir bekommen auch oft PDF-Projekte gezeigt. Wenn sie dann sagen: »Ich hab aber auch noch Originale dabei, wollt ihr die sehen?« Und dann stellen wir oft fest: » Wow!« Das ist jetzt aber mal viel besser als das, was wir gerade gesehen haben. Oft entscheidet sich dann das Projekt positiv oder wir sind weiter interessiert, weil wir die Originale gesehen haben. Und das wirkt in einem PDF gar nicht. Also wenn man nicht digital arbeitet, sollte man seine analogen Sachen mitbringen. Unbedingt. Ich habe gehört, dass Kolleg*innen sagen: Nö, brauchen sie nicht, es genügt aber für uns nicht. Also ich und unser ganzes Team finden das toll. Das ist für uns wichtig. Wenn wir schon vorab eine Email bekommen, mit Dateien und Portfolio und so, dann schauen wir uns das gerne vorher an, da haben wir noch mal in Ruhe Zeit, erstens das anzusehen und auch darüber zu reden.
Oft sieht man nicht gleich, ob das für uns interessant ist. Verschiedene Aspekte müssen geprüft werden. Dann sind wir froh, wenn wir ein bisschen Zeit haben. Und wenn es dann gut ist, dann können wir zurückschreiben: »So, jetzt, wir haben es uns angesehen. Es wäre sehr gut, wenn wir uns noch mal treffen.« Entweder ja, wir wollen das machen oder wir wollen noch mal drüber reden. Ja, das ist auch sinnvoll. Illustrator*innen würde ich immer empfehlen, vorher, bevor sie einen Verlag anschreiben, erst mal zu schauen, ob das Projekt wirklich reinpasst. Also ich würde vorher wirklich schauen, was der Verlag veröffentlicht hat. Es kommen oft gute Sachen, aber die passen einfach nicht zu uns. Wir sind kein religiös-spirituell angehauchter Verlag, noch machen wir Sachbücher, noch machen wir Romane ohne Illustration. Wir schauen immer, dass die Texte irgendwie illustrierbar sind, wenn wir sie prüfen. Wir müssen Bilder im Kopf haben, wenn wir den Text lesen. Wenn dieser Text dann 500 Seiten hat, dann brauche ich gar nicht anfangen. Das wird nicht funktionieren im illustrierten Buch.
Also da erspart man sich viel Kummer und auch Enttäuschung, wenn man vorher genau abcheckt, ob dieser Verlag zu mir passt. Würde mein Projekt genau da reinpassen?
Franziska
Hast du einen Tipp, wie man das macht? Weil ich weiß aus Erfahrung, dass viele ein echtes Problem damit haben, zu entscheiden, passt mein Projekt zu diesem Verlag oder nicht?Suse Thierfelder
Ja, ich würde mal in einen gut sortierten Buchladen gehen und mal schauen, welche Bücher in welchem Verlag veröffentlicht wurden. Weil oft nimmt man Bücher wahr, ohne gleich auf den Verlag zu gucken. Wenn ich später feststelle: Ach, das ist ja aus dem Verlagen. Cool. Aber wichtig ist doch erst mal, ob die Inhalte stimmen und passen. Und es ist genau so, wenn ich dann ein Comic habe und ich weiß, Reprodukt macht Comics, dann würde ich erst mal zu Reprodukt gehen. Ja, wir machen weniger Comics, aber es kommt immer drauf an. Wenn es uns überzeugt und noch irgendwie eine andere Ebene hat, dann können auch Panels bei uns auftauchen oder Comic-Zeichnungen. Aber es ist halt nicht unser Ding. Da würde ich halt zuerst, wenn ich einen richtigen Comic mache, mal zu den Verlagen gehen, die Comics veröffentlichen. Also man kann das schon ein bisschen differenzieren, da muss man sich reinhängen und eben Recherche betreiben – und dann erspart man sich, wie gesagt, Enttäuschung, weil man sonst eine Absage kriegt, einfach weil es thematisch nicht reinpasst. Was wir machen, steht ja wiederrum auch auf unserer Homepage.Also da kann man sich auch gut informieren. Wir versuchen das dort zu kommunizieren und abzugrenzen, worauf wir achten.
Franziska
Sehr guter Hinweis. Wenn du jetzt sozusagen nach dem super interessanten Buchprojekt guckst, wonach suchst du?Suse Thierfelder
Das kann ich gar nicht sagen, wonach ich suche. Wenn es kommt, muss es irgendwie einen interessanten Stil haben. Etwas, was ich vielleicht nicht gleich einordnen kann. Ich denke: Huch, was? Das ist ja spannend. Und dann muss der Text dann noch mal mindestens genauso gut sein. Es muss sich beides ergänzen. Irgendwie. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll: Das weiß man nach zwei Minuten eigentlich sofort. Und ja – das ist ja auch alles subjektiv. Es schwierig zu erklären, weil es schon eine Bauchsache ist. Es ist ja auch das, was uns von anderen Verlagen unterscheidet. Da hat jeder seine eigenen Kriterien. Bei uns sind es auf alle Fälle die Sachen, die uns spannend erscheinen. Neu ... Muss aber auch nicht immer neu sein, aber anderes ... Ich weiß nicht, das kann man nicht so genau erklären, weil es ist schon eine sehr, sehr subjektive Sache.Franziska
Aber es ist gut, dass du das sagst, weil ich glaube, das macht es dann leichter, mit so einer Absage zum Beispiel auch umzugehen, weil die Absage ist einfach keine Qualitätsentscheidung, sondern ist eine subjektive Entscheidung.Suse Thierfelder
Ja, genau. Das will ich damit sagen: Es findet vielleicht in einem anderen Verlag seinen Platz, nur nicht bei uns. Ja, das versuchen wir so zu vermitteln. Es ist nicht schlecht, nur weil wir es nicht gut finden oder es nicht zu uns passt oder uns nicht hundertprozentig überzeugt. Oft ist es ein Buch, das uns 80 – 85 % überzeugt hat, aber da wir eben nur 10 bis 12 Projekte im Jahr machen, müssen wir hundertprozentig dahinterstehen. Ja, es ist zu wenig Platz in diesem Programm, um irgendwas zu nehmen, wo ich nicht hundertprozentig überzeugt bin. Muss ich auch nicht. Gott sei Dank. Es ist eher so, dass ich mich fragen muss, wo packe ich das noch hin? Ich bin ja schon im Jahr 2024 und werde dann immer gefragt, ob wir [das Buch] nicht irgendie ein bisschen früher [veröffentlichen können], aber wie soll ich das machen? Manchmal verschiebt sich mal was. Es ist ja immer mal wieder so, dass mal ein Autor oder eine Illustratorin sagt: Oh, ich habe jetzt doch noch ein anderes Projekt, das dauert doch länger. Können wir schieben? Okay, kein Problem. Ich habe Nachzügler. Die stehen in der Warteschlange. Das ist so, weil wir eben nicht so viele Projekte im Jahr produzieren.Franziska
Ja, total nachvollziehbar. Aber auch total gut, das mal so klar zu hören. Ich glaube, das wissen viele nicht oder haben viele nicht auf dem Schirm.Suse Thierfelder
Ja, das ist schade. Es kommen wirklich schöne Sachen, also vom Stil. Dann sage ich immer: Komm, der Stil ist gut, die Geschichte ist nicht so gut, aber lass uns die Illustrator*in in den Pool schieben. Wir haben ja einen Pool – so eine große Kiste hier im Büro, aber auch in unseren Köpfen: weil wir speichern ja ab, was wir sehen und ziehen es dann raus bei Bedarf. Wir stellen dann fest: Ja, das ist jetzt nicht das richtige Projekt, aber wir bleiben in Kontakt, das gefällt uns richtig gut. Aber es ist oftmals so, dass wenn wir ein Projekt haben, dann sagen wir dann: Ey, da würde das doch passen, was wir grad letzte Saison oder letzte Buchmesse von der und der oder dem und dem gesehen haben. Ja, so gehen wir vor. Wir speichern uns Dinge ab und holen sie dann wieder raus bei Bedarf. Und was ich noch gut finde, wenn Illustrator*innen sagen, ob sie auch Buchgestaltung können. Das habe ich auch lernen müssen. Ein Illustrator zeichnet und kann deswegen noch lange kein Buch machen. Ja, wir haben es auch schon versucht und dann ist es gescheitert. Da mussten wir uns einen Grafiker oder ein Buchgestalter professionell hinzuziehen, weil es ist klar, sie machen ihre Illustrationen und viele denken, sie können dann auch ein Buch machen. Das ist aber nicht so, das müssen wir vorher abklopfen. Und da stellt sich oft heraus: Noch nie ein Buch gemacht, weiß auch nicht so wirklich, wie das geht. Ja, also man muss darauf achten und nachfragen, weil dann fächert sich das Projekt dann in drei Teile auf: Autor*in, Illustrator*in, Buchgestalter*in. Das muss ich vorher abfragen. Und es ist gut, wenn die Illustrator*innen dazu sagen: Ich habe noch kein Buch gemacht. Das ist auch kein Problem. Ich muss es eben nur wissen, sonst gibt es einfach nur Ärger und Probleme.Franziska
Es ist gut, dass du das sagst.Suse Thierfelder
Und auch wenn man sich für den Beruf entscheidet: wieso nicht drüber nachdenken, wenn man schon weiß, dass man in diese Richtung gehen möchte – Buchgestaltung und Büchermachen – dass man eben auch visuelle Kommunikation in Betracht zieht und eben Buchgestaltung an sich. Dass man da noch mal verstärkt reingeht, während des Studiums, wenn man das schon weiß. Nur Illustration ist gut. In der Praxis bringt es aber eben auch viel, wenn man sich zum Beispiel als Buchgestalter anbietet. Da kann man richtig gut Geld verdienen, wenn man eben Bücher setzen kann. Das können nicht so viele. Wir suchen immer nach Buchgestaltung und da gibt es auch verschiedene Stile und verschiedene Arten ranzugehen. Und da denken wir auch, wenn wir ein Projekt haben, welche*n Buchgestalter*n setzen wir an dieses Projekt. Das muss ja auch wieder passen. Ja, es gibt welche, die sind absolut frei in ihrer Arbeit, die sind ganz wild und offen und die zerpflücken einen Text förmlich, reißen den Text auseinander. Und das muss ich vorher wissen. Will ich das? Will ich so vorgehen? Will ich so etwas haben? Ja, das will ich oft – ich will an die Grenzen gehen. Und dann gibt es noch die, die methodisch vorgehen, die so ganz konzeptuell vorgehen, was einem anderen Text mit Bildern wahnsinnig gut tut. Die anderen beiden würden sich da komplett wie zwei Magnete abstoßen. Da ist der Kontrast zu stark. Ich muss da also Gegenpole setzen und entscheiden, was passt. Und das kann ich auch in der Buchgestaltung dann wieder rausziehen, rausreißen. Je nach Stil des Buchgestaltung.Franziska
Gibt es so übliche Fehler, die du in Buch-Exposes zum Beispiel oft siehst?Suse Thierfelder
Ich überlege. Nö, die machen das eigentlich alle ganz ordentlich, würde ich sagen. Da kommt immer was über sich selbst. Eine Vita. Das ist gut. Dann der Hinweis auf eine Homepage. Dann kann ich noch mal vertiefend reinschauen. Dann kommt eine kleine Zusammenfassung des Projektes oder eben das Portfolio. Damit fangen die Bilder an und die sprechen ja für sich. Da kannst du nichts falsch machen. Einfach reinpacken – bzw. versuche, das reinzupacken, was einen ausmacht als Zeichner oder Illustratorin, so dass wir einen guten Überblick haben und einen guten Eindruck bekommen.Franziska
Ja. Das heißt, du wünschst dir Informationen über die Person?Suse Thierfelder
Ja, ist ja auch eine persönliche Sache. Also dieses Büchermachen. Das Miteinander ist sehr wichtig.Franziska
Ja, macht total Sinn.Suse Thierfelder
Und keiner braucht Angst zu haben. Also da kann man schon selbstbewusst auftreten. Wir reißen keinem den Kopf ab. Ja, wir freuen uns.Franziska
Das kann ich nur bestätigen. Du hast es vorhin schon gesagt, aber wie möchtest du optimalerweise kontaktiert werden, wenn es dir wirklich aussuchen könntest? Was ist der optimalste Weg dich zu kontaktieren mit einem Buchkonzept?Suse Thierfelder
Okay, schick mir vorher ein E-Mail mit einem PDF mit dem ganzen Inhalt, wie ich ihn beschrieben habe. Und dann drück die Daumen, dass es uns anmacht und dass wir uns zurückmelden. Und wir melden uns zurück. Wenn es vor der Messe ist, dann versuchen wir einen Termin auszumachen. Und wenn nicht, dann kann man sich auch so treffen. Also das machen wir natürlich auch. Wir reisen auch rum und das machen wir sehr gerne und treffen uns oder wir laden ein. Also wir finden eine Möglichkeit, uns auch persönlich kennzulernen. Oder wir zoomen erst einmal. Das ist natürlich nicht so optimal, aber besser als gar nichts. Aber jetzt geht es ja auch wieder, dass man verreisen kann und da kann man sich auf diversen Messen treffen. Wir sind übrigens dieses Jahr nicht auf der Frankfurter Buchmesse mit Stand. Ja, wir haben uns dagegen entschieden. Die Vorstellung mit einer Maske fünf Tage in dieser Halle, die dann doch nur zur Hälfte belegt ist, die hat uns abgeschreckt – zumal wir den Stand, den wir wollten, so nicht bekommen haben (das ist ein Ding mit dem Börsenverein, hat nicht geklappt). Und um Kompromisse einzugehen ist es uns zu teuer, auf die Messe zu gehen. Ja, es ist einfach richtig teuer. Also das alles zusammen hat uns dazu bewogen, nicht mit einen Stand vertreten zu sein. Aber natürlich werden wir selbst ausschwirren. Wir haben auch Termine. Wir machen sie halt eben nicht an unserem eigenen Stand, sondern wir treffen uns zum Beispiel vor dem Zirkuszelt oder irgendwo in einem Café. Also wir finden ein Örtchen, um uns zu besprechen. Ist überhaupt kein Problem. Wir werden alle vier Mittwoch und Donnerstag auf alle Fälle da sein. Aber das Wochenende sparen wir uns und ich glaube auch, dass die Zukunft nicht in diesen riesen Messen liegt. Wir haben als Verlag uns auf viele kleinere Messen konzentriert. Ja, wir schwirren aus, ob das in Bad Mergentheim ist oder wir waren auch in Lübeck schon ein paar Mal. Wir waren in Hannover, in Freiburg, im Literaturhaus, was weiß ich. Wir versuchen jetzt auch in Berlin oder in München, also machen viele kleine Sachen für kleine, unabhängige Verlage und Messen. Ich glaube, dass das das ist, wo es hingeht und wo es hingehen sollte. Ich halte auch diese Riesenmessen mit viel Publikum nicht mehr für zeitgemäß. Man hat doch gemerkt, dass man per Zoom und Post viel machen kann und viel nachhaltiger sein kann, wenn man nicht so große Reisen unternimmt. Also ich glaube, das muss nicht sein.Franziska
Voll spannend. Das ist ein guter Übergang zu meiner letzten Frage: Was wünschst du dir denn für die Zukunft des illustrierten Buches?Suse Thierfelder
Dass Erstens der Stellenwert steigt, dass man weiß, wie viel Arbeit in so einem Buch liegt und wie teuer auch die Produktion ist. Also wir drucken kleine Auflagen. Unsere Bücher sind selten unter 20 Euro zu haben, was aber auch einen guten Grund hat. Wie ich vorhin erklärt habe: wir haben Illustrator*innen, Autor*in und Buchgestalter*in – plus Papier, aus das wir sehr großen Wert legen. Das ist dann der nächste Happen, die Herstellung, die Ausstattung und alles. Ich möchte, dass das mehr geschätzt wird und ich weiß, unsere Leser*innen, die wissen das. Aber es gibt noch viele, die es eben nicht wissen. Ich würde mir auch wünschen, dass der Buchhändler mehr Augenmerk auf kleine Verlage legt wie uns, auf kleine Unabhängige, die hier kämpfen, die noch was Gutes auf die Beine zu stellen. Und oft muss man im Buchladen unsere Bücher schon suchen, um mal einen Büchertisch von uns zu finden. Wir schaffen es nicht neben den großen Publikumsverlag. Aber wenn da so ein bisschen Bewusstsein geschaffen wird, auch vom Buchhändler, mit wie viel Sorgfalt und Liebe die kleinen, unabhängigen Verlage ihre Bücher publizieren, wenn wir da so ein bisschen mehr Augenmerk bekommen würden und mehr Ausstellungsfläche: weil, wir müssen ja auch verkaufen. Alles in allem will ich mich nicht beschweren, aber so ein bisschen mehr im Buchladen zu landen wäre toll, weil wir auch eine tolle Backlist haben. Es ist ja so: Wir bringen immer neue Sachen raus, aber wir verschrotten das Alte nicht. Unsere Bücher sind zeitlos und nicht nur bei uns. Bei anderen Verlagen auch. Wir wünschen uns, dass die Backlist gut bestellt wird, ja, dass das, was wir schon investiert haben in diese Bücher, auch irgendwann auch zum Tragen kommt. Auch weil die Autoren und Illustratoren natürlich auch Honorare davon bekommen – Prozente am verkauften Buch – das ist mir wichtig, dass da der Abverkauf nicht stockt. Da tun wir auch alles für. Aber wenn da der Buchhändler sagt: Oh ja, die Kleinen, dann machen wir extra nur eine Ecke für die kleinen Verlage, das fände ich toll. Bitte mehr kleine Verlage. Ein bisschen mehr drauf achten fände ich gut.Franziska
Gut. Sehr gutes Schlusswort. Danke, Suse. Vielen Dank für deinen Einblick und dass du das Wissen weiter gibst.Suse Thierfelder
Ja, das hab ich gerne gemacht. Danke.
Deshalb jetzt mal die Frage an dich: Hast du ein Buchprojekt in der Schublade, das schon seit Monaten, wenn nicht gar jahren darauf wartet, endlich seinen Weg zu einem Verlag zu finden? Was brauchst du, um dich zu trauen, das Buch bei einem Verlag vorzustellen? Und welche Erfahrungen hast du schon mit Buch-Exposés und der Verlagswelt gemacht? Teile deine Erfahrungen gern unter dem Podcast, hier direkt unter dem Blogartikel oder auf Instagram.
Und damit wünsche ich dir alles Liebe.
Wir hören uns wieder nächste Woche, bis dahin, Franziska
Darf ich dich heute um einen Gefallen bitten?
Für den Verkauf von Büchern sind gute Bewertungen enorm wichtig. Wenn du mein Buch »Die gute Mappe« schon gelesen hast und es dir gefällt, hilfst du mir sehr mit einer Rezension auf Amazon und Co. Du kannst sogar eine Bewertung hinterlassen, wenn du das Buch in einem anderen Buchladen gekauft hast (was ich begrüße). Sharing is caring! Danke dafür! Und auch ein ❤️ und ein Danke an die, die schon eine Rezension geschrieben haben.
Hast du noch mehr Portfolio-Fragen? Schreib mir gern, dann nehme ich diese gern in den kommenden Blogposts auf. Liebe Grüße, Franziska