17. August 2023

#75 | Erfolgreich in der Illustration: Diese Basics brauchst du *mit Tim Weiffenbach

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Mit diesen Basics wirst du erfolgreich im Beruf: Der Illustrator und Professor für Illustration Tim Weiffenbach im Interview

 

 
Wie verdienen Kreative mehr Geld mit ihrer Arbeit? Der Illustrator und Professor für Illustration Tim Weiffenbach teilt seine Erfahrungen und benennt die Basics, die du kennen musst, um als Kreative*r erfolgreich im Beruf zu sein. Auch sprechen wir darüber, welche Lernaufgaben sich in einem Design-Studium stellen und wie du diese Aufgaben vielleicht auch später in deinem Berufsleben nachholen kannst.
 
Du erfährst:

  • wie verdienst du mehr Geld als Kreative*r?
  • welche grundsätzlichen Dinge brauchst du, um erfolgreich als Illustrator*in zu arbeiten?
  • was ist das Wichtigste, was du im Design-Studium lernst?
  • welche Rollen spielen Mentor*innen – im Studium und danach?
  • wie verändert KI die kreativen Märkte und wie reagieren die Hochschulen darauf?
  • und so viel mehr.

 

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Mit dem Auftragsindex findest du heraus, was für dich »gute« Aufträge sind. Du wirfst einen differenzierten Blick auf deine Auftragsanfragen und hinterfragst, ob und wie der potenzielle Auftrag dich auf deinem Weg unterstützt. Fange heute an, mit bewussten Auftragsentscheidungen deinen Weg selbstbestimmt zu gestalten.

 
Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge des Portfolio-Podcasts. Heute ist Tim Weiffenbach zu Gast. Und ich freu mich sehr darüber. Denn Tim und ich kennen uns schon sehr lange, vor allen Dingen aus der Vorstandsarbeit der Illustratoren Organisation. Aber ganz eigentlich auch schon länger. Mehr dazu gleich.
 

Wer ist Tim Weiffenbach?

Tim ist diplomierter Kommunikationsdesigner und spezialisiert auf Illustration und Graphic Recording. In der Illustration arbeitet er vor allen Dingen im Bereich Werbung und im Agenturbereich. 10 Jahre lang, von 2004 bis 2014 war Tim Vorsitzender der Illustratoren Organsiation, zu deren Gründungsmitgliedern er auch gehört. Als er im Jahr 2014 mit seiner IO-Vorstandsarbeit aufgehört hat, gehörte ich zu der neuen Vorstandsgruppe, die den Staffelstab übernommen hat.

Nachdem Tim viele Jahre als Dozent an verschiedenen deutschen Hochschulen gearbeitet hat, unter anderem an der Bauhaus-Universität, hat er seit 2023 die Professur für Illustration und Animation im Fachbereich Business, Design und Technologie an der Macromedia Hochschule Frankfurt inne. Tim kennt sich also aus mit der Illustration, dem Beruf Illustrator und allem, was dazu gehört.
 

Positioniere dich in der Portfolio-Akademie

Bevor es losgeht noch eine Randnotiz in eigener Sache: Tim und ich sprechen im heutigen Podcast über die wirtschaftlichen Basics, die alle Kreativen im Studium lernen sollten. Wenn du jetzt beim zuhören denkst: Oh man! Meine Studienzeit ist vorbei, aber ich würde total gern mein kreatives Business auf wirtschaftlich stabile Beine stellen. Und ich würde total gern als kreative Person weiter wachsen, meine Stärken besser kennenlernen, mich selbst besser kennenlernen und mein Potenzial ausschöpfen.

Keine Sorge! Der Zug ist noch nicht abgefahren. Es ist nie zu spät, dir selbst den Raum für deine eigene Weiterentwicklung zu nehmen. Deshalb lade ich dich ganz herzlich in die Portfolio-Akademie ein. Die Portfolio-Akademie ist mein 12-wöchiges Onlineprogramm für Illustrator*innen und Designer*innen und darin positionierst du dich nachhaltig, sowohl künstlerisch als auch wirtschaftlich. Du machst also genau das, was Tim und ich im Podcast besprechen. Du lernst dich selbst besser kennen und implementierst die wirtschaftlichen Grundlagen, die du brauchst, um mit deiner kreativen Arbeit Geld zu verdienen.

Die Portfolio-Akademie öffnet Ende September noch einmal ihre Türen. Das Programm läuft dann von Oktober bis in den Januar 2024. Deshalb: Schreib dich jetzt ganz unverbindlich in die aktuelle Warteliste der Portfolio-Akademie ein. Das kannst du machen unter www.diegutemappe.de/pa. Dann verpasst du nichts und bekommst gleichzeitig auch noch ein Special-Bonus-Angebot zum Launch.

So. Genug Werbung in eigener Sache. Lass uns mal loslegen mit dem Interview. Ich wünsch dir ganz viel Spaß dabei – und ganz viele Aha-Momente. Let’s go!
 

[Transkript des Interviews mit Tim Weiffenbach]

Tim Weiffenbachs’ Website: www.illustration-tw.com/
Tims Instagram: @timweiffenbach
Link zu Tims Professur: Hochschule Macromedia
Tims Wikipedia-Seite: https://de.wikipedia.org/wiki/Tim_S._Weiffenbach

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Franziska
Hi Tim, ich. Schön, dich zu sehen.

Tim
Hallo, Fraenzi. Schön, dich zu sehen. Hi.

Franziska
Ich freue mich total, dass du heute Gast im Podcast bist.

Tim
Sehr gerne.

Franziska
Wir kennen uns ja schon total lange und ich würde einfach mal gerne so Kopfsprung mäßig anfangen und dich einfach mal so auf deine IO-Vergangenheit befragen, weil du bist ja Gründungsmitglied der Illustratoren Organisation und hast im Jahr 2004 zusammen mit einer ganz kleinen Handvoll von Kolleg*innen den Deutschen Berufsverband für Illustrierende gegründet. Und der ist heute 2700 Mann, Frau und Mensch stark.

Wie hat sich denn das Berufsbild Illustration seit 2004 verändert? Was meinst du?

Tim
Erst mal vielen Dank für die Einladung in den Podcast. Es wurde ja auch mal Zeit, dass wir wieder miteinander reden und uns sehen. Ja, also das war eine spannende Reise mit der Illustratoren Organisation, angefangen mit der Gründung damals in Hamburg.

Es waren mehr als nur drei Musketiere, die gesagt haben, wir gründen da jetzt was und wie du gerade gesagt hast, ist die IO sehr groß geworden. Zu meiner eigenen Überraschung. Ich habe tatsächlich nicht damit gerechnet, dass die Illustratoren Organisation so groß und so stark wird und so viel Rückhalt auch aus der Community der Illustrierenden hat. Ja, aber was hat sich geändert?

Also ja, tatsächlich, glaube ich, hat sich das Bild der Illustrator*in in der Gesellschaft tatsächlich gewandelt durch diese Community, die durch die Vereinsgründung entstanden ist. Die Leute haben endlich ein Heim gefunden, ein Zuhause, wo sie sich austauschen konnten, wo man auch ihre Belange so wahrgenommen hat, wie sie für die Illustrator*innen eben auch waren. Und dadurch sind wir sehr sichtbar geworden in der kreativen Community und auch auf politischer Ebene.

Und das hat ja auch dazu geführt, dass wir das Engagement sogar international ausweiten konnten, also Mitglieder im EIF wurden, dem European Illustrators Forum, oder bei der BDA, der übergeordneten Gestalter-Vereinigung in Europa. Und ich glaube, das hat auch zurückwirkt auf das Selbstverständnis der Illustrator*innen und hat dadurch durchaus auch auf die Wahrnehmung bei unseren Kunden gewirkt und diese vielleicht auch gesellschaftlich gestärkt. Und das merkt man ja auch an einigen Stellen, sozusagen, wenn wir über Märkte reden, tatsächlich im Markt. Und sei es nur, dass es eben unsere Kolleginnen und Kollegen dahingehend gestärkt hat, stärker für ihre Belange einzustehen. Hmmm.

Franziska
Du bist ja selbst Illustrator, du bist Designer, du bist auch Graphic Recorder und du bist eine lehrende Person. Also du hast ja auch seit 2023 eine Professur an der Macromedia Hochschule in Frankfurt inne. Darüber können wir vielleicht auch gleich noch mal im Detail sprechen. Aber vielleicht erst mal die Frage: Was gibt es denn so für Gründe, warum du so verschiedene Standbeine hast?

Tim
Das ist eine sehr gute Frage. Man könnte die beantworten: Ich weiß nicht, was ich will. Das Gegenteil ist der Fall. Ich will zu viel. Also ich bin ein sehr, sehr neugieriger Mensch und mich interessieren viele Dinge – und da unterscheidet sich vielleicht so ein bisschen auch mein Bild vom Illustratoren von dem des Künstlers. Ich löse gerne visuelle oder kommunikative Probleme und ich passe die Lösung eher dem Problem an, das sorgt dafür, dass mein kreatives Spektrum oder mein gestalterisches Spektrum halt relativ breit ist und ich mich da eher als so eine Art Allzweckwaffe positioniere.

Ich kann natürlich nicht alles. Klar gibt es natürlich Sachen, wo ich dann gerne Kolleginnen und Kollegen empfehle und sage: Die können das wirklich wesentlich besser. Aber ich bin an sehr vielen Dingen interessiert und muss aber gestehen, Designer bin ich natürlich eigentlich nur von der Ausbildung her. Also die Tätigkeit als Art Director und Gestalter ist weit in den Hintergrund getreten und findet jetzt eigentlich nur noch im Rahmen von der Lehre statt.

Dahingehend, dass ich die Studenten eben entsprechend versuche auszubilden, damit sie auch verstehen, wie Illustration sich im Kontext von Gestaltung bewegt. Mein Betätigungsfeld ist nach wie vor Illustration in einem breiten Spektrum – und Graphic Recording. Da zitiere ich meinen Kollegen, der hat gesagt, das ist so eine Art kreativer Ausgleichssport.

Nicht nur wegen der Arbeit als solcher, die durchaus sehr herausfordernd ist. Das darf man nicht unterschätzen, was das an Anstrengung und Aufmerksamkeit bedarf. Was mich interessiert oder was mich dahin treibt, ist meine Neugier und dass ich immer wieder in andere Geschäftsfelder und andere Themenkomplexe reingeworfen werden. Das heißt, am Ende freue ich mich über jeden Einsatz, bei dem ich was gelernt habe.

Das finde ich einfach sehr spannend. Die Hauptmotivation, die intrinsische Motivation, ist Neugier.

Franziska
Ich habe auch verschiedene Standbeine. Ich mach es auch total gerne, verschiedene Aufgaben zu lösen. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, hat das auch wirtschaftliche Gründe, weil ich einfach bestimmte Märkte wertschätze für ihre Wirtschaftlichkeit und dann einfach auch sehr gerne darauf arbeite, um auf anderen Märkten auch arbeiten zu können mit einer gewissen finanziellen Freiheit.

Ist es bei dir auch so oder ist bei dir einfach nur das Interesse an diesen verschiedenen Aufgaben die Hauptmotivation?

Tim
Das kann ich mit einen ganz klaren Jein beantworten. … da sind wir uns glaube ich sehr ähnlich. Ja, ich schätze das durchaus auch, wirtschaftlich auf verschiedenen Standbein zu stehen, die aber gleichzeitig nicht so weit voneinander entfernt sind. Sonst muss man eben diesen Spagat machen und den versuche ich noch relativ klein zu halten.

Das heißt, am Ende tummelt sich doch alles irgendwie im nahen Umfeld vom Zeichnen. Und dennoch ist es so, dass ich natürlich mit ganz unterschiedlichen Kund*innen zu tun habe, in ganz unterschiedlichen Prozessen. Aber Graphic Recording unterscheidet sich ja dann doch total stark von Illustration, auch auf ganz verschiedenen unterschiedlichen Entscheidungsebenen. Auch das ist interessant und das führt natürlich dazu, dass ich unterschiedliche Märkte bediene und diese unterschiedlichen Märkte natürlich ein gewisses Auskommen sichern können.

Gerade in etwas schwierigen Zeiten, die wir ja mit Corona erlebt haben. Naja, das waren zum Beispiel für die Graphic Recorder sehr schwierige Zeiten, weil wir ja sehr auf Präsenz angelegt waren. Dann waren wir sehr viel schneller im digitalen Arbeiten als unsere Kunden. Also ich würde mal behaupten, die meisten Graphic Recorder waren nach zwei Wochen bereit und haben gesagt: So, jetzt machen das alles digital. Die Kunden haben sehr viel länger gebraucht dafür.

Ja, also ich sage mal, ich habe nicht zwei Beine, sondern ich habe einen Stuhl mit vier Beinen. Das ist ein relativ sicherer Stand.

Franziska
Ja, was für ein schönes Bild. Ich fühle mich auf meinem Stuhl auch sehr viel wohl. … wobei … Ich sehe mich, glaube ich, eher so ein bisschen wie so ein Oktopus.

Tim
Ja, das Bild ist ein bisschen agiler.

Franziska
Ja, so ein Oktopus kann einfach so ein bisschen mehr ausgleichen. Aber steht halt super fest auf seinen fünf Beinen. Ich weiß gar nicht genau, wie viele Beine ein Oktopus wirklich hat.

Tim
Es sind die acht.

Franziska
Ha. Acht Standbeine habe ich nicht.

Aber was für ein Selbstverständnis hast du denn als Illustrator, der eben auf diesen ganz vielen verschiedenen Märkten arbeitet? Du hast es vom Prinzip schon gesagt. Ich wiederhole es mal, was ich gehört habe: Du entwickelst Lösungen für deine Kund*innen.

Ich weiß aus Erfahrung, dass es für ganz, ganz viele Kreative schwierig ist, das konkreter zu benennen, was eigentlich die Aufgabe ist, die wir da so machen.

Was machen wir noch – außer schöne Bilder? Kannst du das mal so für dich beantworten? Was machst du noch neben den schönen Bildern und den Lösungen, die du entwickelst?

Tim
Also ich begreife mich als kommunikativer oder visueller Problemlöser mit künstlerischen Mitteln. Mich interessiert tatsächlich Kommunikation dabei und ich bin tatsächlich eine Stütze, ein Umsetzer für die Ideen und Wünsche und Bedürfnisse meiner Kund*innen. Dabei nutze ich künstlerische Mittel. Und an der Stelle würde ich sagen, bin ich ein Interpret.

Ein Kunde hat das auch schon mal sehr schön formuliert, gerade für Graphic Recording, und hat gesagt: Na ja, Ihre Arbeit ist ja tatsächlich so was wie ein zeichnerische Simultanübersetzung. Und das trifft es sowohl praktisch als auch auf einer Metaebene. Ich bin der visuelle Übersetzer für kommunikative Probleme, die meine Kund*innen in jedem Umfeld haben. So begreife ich das.

Und das mache ich mit künstlerischen Mitteln. Aber genau in der Reihenfolge. Also das künstlerische Ego leiste ich mir persönlich eher für freie Arbeiten, weil ich an der Stelle nämlich dann genau sage: Und hier redet mir jetzt keiner rein außer meinem Engelchen und Teufelchen, die links und rechts sitzen. Und da möchte ich dann auch eben genau diese Freiheit haben.

Franziska
Ich mache das ja genauso. Ich habe auch die Aufträge und da sehe ich mich total gerne als so eine Gandalf-Figur für meine Kund*innen, also insbesondere im Design Bereich. Weil natürlich entscheide ich am Ende, wie das Projekt aussieht, aber mir ist aufgefallen, dass ich als diese Gandalf-Person, die mit dem spitzen Hut immer sagt: Hier geht’s lang – bitte alle da lang … Die Aufgabe ist die viel wichtigere Aufgabe in vielen Prozessen. Und gleichzeitig möchte ich dann aber auch den Raum haben, wo ich mich einfach künstlerisch ausdrücken kann, wo es einfach nicht um Geld geht. Das finde ich total schön, diese Möglichkeit in freien Projekten zu haben – dass ich mir das leisten kann.

Tim
Ja, und da sprichst du auch was Interessantes an. Es findet ja durchaus eine Neupositionierung statt in der Illustration, ähnlich wie das zum Beispiel jetzt auch bei Agenturen stattfindet, hin zum visuellen Berater oder Coach.

An der Stelle würde ich die Autorenschaft der Illustrator*innen tatsächlich auch betonen wollen, dass man den Kunden klar macht, dass man eben nicht nur ein Tool ist, nicht nur eine ausführende Hand, sondern dass man besTimmte Skills und Erfahrungen und Möglichkeiten für den Kunden mitbringt, die eine Coaching- oder Berater-Funktion erlauben.

Und das sollte man als Kunde auch nutzen! Also der klassische Ausspruch an Art Direktor*innen: Denkt euch die Sachen nicht vorher fertig aus, sondern holt uns ein bisschen früher ins Boot.

Und ich persönlich habe gerade in den letzten paar Jahren damit extrem gute Erfahrungen gemacht, wenn meine kreativen Partner zwar schon mit Konzepten kamen und auch Bildideen hatten, aber die Leine ein bisschen länger gelassen haben und gesagt haben: Überrasch uns mal, was du damit machst, auch wenn wir das Konzept schon fertig haben. Wir wissen zwar, wo wir hinwollen. Wir haben auch eine Idee vom Look and Feel, aber du kriegst die Leine länger …

Am Ende war das für alle Parteien eine sehr viel gewinnbringender Lösung.

Franziska
Wie können denn Kreative damit mehr Geld verdienen?

Tim
Ja, sehr gute Frage. Ja, es hat was mit Positionierung dahingehend zu tun, dass ich nicht nur sage, wo positioniere ich mich stilistisch, was ja durchaus eine Sache sein kann. Dass jemand sagt, ich fokussiere mich ganz auf eine ganz enge stilistische Nische und versuche dort durchzukommen. Das hat Vor und Nachteile, denke ich.

Viel wichtiger finde ich die Positionierung unserer Leistung. Und das ist mitunter natürlich nicht ganz einfach, das nach außen zu vermitteln, was uns denn unterscheidet. Einfach von dem reinen Werkzeug zur Erfüllung jedweder Idee oder jedweden Vorhabens, sondern dass wir ein Coach, ein kreativer Partner sind, der etwas mitbringen kann, was der andere nicht mitbringen kann.

Ganz ehrlich – das ist ja eigentlich genau der Grund für unsere Beauftragung, aber das fällt immer sehr schnell hinten runter.

In den meisten Fällen sind unsere Kunden genau dieselbe Ausbildung durchlaufen wie wir. Das heißt, an der Stelle sind wir ebenbürtig. Und da könnte man wirklich sagen: Okay, lass uns bitte mal in einen Dialog gehen und Pingpong machen … im Sinne von: Was weißt du, was weiß ich, wie können wir das machen?

Das hat also was mit Positionierung zu tun und die müssen wir auch wahrnehmen und stärken. Da haben Kreative, glaube ich, oft ein Problem mit.

Du hast da schon auch schöne Beiträge zu gemacht, z.B. über das Imposter Syndrom und solche Geschichten. Da können wir uns zu mehr Selbstbewusstsein aufraffen und uns auch selbst den Rücken stärken.

Ansonsten kann man das natürlich auch sehr praktisch lösen. Also dass man sagt, welche Märkte stehen uns denn überhaupt zur Verfügung. Und da sehe ich natürlich gerade im Rahmen der Digitalisierung und vielleicht könnte man sogar der Grundsituation einen gewissen Boost unterstellen.

An der Stelle haben sich doch einige Sachen aufgetan, die man nutzen könnte als Illustrator*in, wenn ich mich traue, über meinen gewohnten Tellerrand zu schauen.

Franziska
Das hat ja ganz viel mit dem eigenen Selbstbild zu tun. Das heißt, wenn man von vornherein denkt, ich bin ein Werkzeug, dann wird man auch wie ein Werkzeug behandelt. Aber wenn man sich auf Augenhöhe positioniert und einfach als Partner*in versteht, dann, da glaube ich ganz fest daran, wird man auch anders wahrgenommen und bekommt andere Aufträge.

Ich kann das nur aus meiner eigenen Praxis sagen. Ich weiß, wenn ich mehr Verantwortung übernehme, werde ich besser bezahlt. Wenn ich sozusagen die Prozessleitung übernehme und als Art-Direction auftrete, werde ich besser bezahlt als wenn ich die Grafikdesigner bin, die zum Schluss alles hübsch macht.

Tim
Da kann ich dir nur beipflichten. Mitunter muss man das aber auch mit Nachdruck einfordern. Ja, indem man eben sagt: Sie haben ja keine Schraube gekauft. Sie wollen nicht einfach nur eine Schraube in der Wand haben, sondern ich soll Ihnen ja in der ein oder anderen Art und Weise irgendein Problem lösen.

Und an der Stelle sage ich: Ja, Sie kaufen doch mehr ein als nur das schöne Bild, sondern Sie kaufen sehr viel Expertise ein, die Sie ja selbst nicht haben, sonst hätten Sie es ja selber gemacht. Nutzen Sie das also.

Und an der Stelle sind wir auch gerne aufgefordert, über unseren eigenen Schatten zu springen und zu sagen: Ich biete das nicht nur an, sondern ich fordere das sogar ein. Na klar bedeutet das, dass man mit den Kund*innen ins Gespräch gehen muss, unter Umständen auch ein bisschen nachdrücklicher.

Franziska
Ja, mit Sicherheit. Ich habe es ja vorhin schon gesagt: Du bist ja seit 2023 Professor für Illustration und Animation an der Macromedia Hochschule in Frankfurt, also am Standort Frankfurt.

Was gibst du denn deinen Studierenden mit, z.B. zur Fragestellung: Wie positioniere ich mich? Mit welchem Selbstbild trede ich dann auf?

Was sind die wichtigen Dinge, die Kreative heute im Studium lernen sollten?

Tim
Viele Sachen, die wir nicht gelernt haben.

An dieser Stelle ein Shoutout an meine Kollegen am Standort Frankfurt, vor allem an meinen Namensvetter Tim Klinger. Und auch an unseren Illustrationskollegen Sandro Pezzella. Der ist nämlich am Standort Leipzig. Die Kreise sind eng, wir begegnen uns immer wieder.

Ja, was ich meinen Studenten versuche mit mitzugeben, ist z.B. Selbstbewusstsein. Und vor allen Dingen, dass sie verstehen, wie die Welt da draußen sein wird, die ihnen begegnen wird, sofern ich das überhaupt in diesen Zeiten abschätzen kann.

Also ihr werdet mit Menschen kommunizieren müssen, die werden Dinge von euch haben wollen, da müsst ihr entsprechend drauf reagieren können. Ihr müsst aber auch wissen, wie das alles funktioniert. Also das sind so erst mal so die Basics zum Beruf Illustrator.

Es ist mir wichtig, die unternehmerischen Basics mitzugeben. Wenn ich mit Erstsemestern arbeite, geht es darum, überhaupt erst mal ein Verständnis dafür zu bekommen, was wir da überhaupt mit unserer Arbeit machen? Die kommen und sagen: Ja, ich zeichne halt einfach gerne oder ich zeichne auch einfach sehr gut.

Da sehe ich wirklich tolle Sachen schon bei Erstsemestern. Aber ich stell dann gerne auch mal die Frage: Warum? Also: wo soll’s denn hinführen und warum machst du das? Und was dein Antrieb?

Also, tatsächlich geht’s auch um Selbsterkenntnis. Also was ist eigentlich meine Motivation? Das hilft, rauszufinden, wo man hin will.

Darüber hinaus versuche ich, ihnen mitzugeben, dass sie was ganz tolles machen. Also wir kennen das: Ihr habt so ein bisschen Talent in die Wiege gelegt bekommen, aber das müsst ihr das richtig zum Blühen bekommen.

Und es bedeutet natürlich Arbeit, Arbeit, Arbeit … womit der eine mehr, der andere weniger Probleme hat.

Aber das Verständnis und die Wertschätzung zu entwickeln, dass sie tatsächlich dieses Selbstbewusstsein aufbauen, ist mir wichtig. Es ist also etwas Faszinierendes, was ich hier mache, was aus mir raus kommt, mit dem ich auch etwas tun kann. Wenn ich das verstanden habe, kann ich überlegen, wo ich das dann tatsächlich zur Problemlösung nutzen kann.

Franziska
Ich finde es total schön, was du gerade gesagt hast, dass so ein Studium im kreativen Bereich ja auch ganz viel mit mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun hat.

Tim
Absolut.

Franziska
Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich weiß einfach, dass für mich das schon extrem wichtig war, mich selbst besser kennenzulernen. Weil man denkt halt immer so: Ja, ich kenn mich. Aber es sTimmt halt einfach ganz oft nicht.

Ich glaube, dass da so ein Studium extrem hilfreich ist. Und natürlich ist es da auch total hilfreich, Menschen zu haben, die einen auch fördern und vielleicht auch fordern … ich muss dir das mal sagen … wir kennen uns ja schon so lange und wir haben uns ja damals kennengelernt, da war ich Studentin und du warst Dozent an der Bauhaus-Universität. Und dann hast du auch im Folgejahr mein Diplom betreut.

Tim
Gott, war ich stolz.

Franziska
Ich weiß gar nicht, ob dir bewusst ist, wie wichtig du für mich warst auf meinem Weg. An der Bauhaus-Uni gab es einfach keinen echten Fachbereich Illustration, weshalb es keine kontinuierlichen Mentoren-Personen gab. Du bist damals an die Uni gekommen als ein Kollege, der in dem gleichen Bereich gearbeitet hat wie ich. Der mich aufgefordert hat, mehr zu machen.

Ich habe das Gefühl gehabt, von dir gesehen zu werden, was vorher einfach ganz oft nicht der Fall war und das war für mich total wichtig. Es war einfach ein ganz wichtiger Moment, dass du mich da ein Stück meines Weges begleitet hast. Und ich muss dir da mal Danke für sagen.

Durch deinen Einfluss bin ich dann auch Mitglied in der IO geworden. Und was daraus geworden ist, kann man halt einfach mal so nachgucken.

Tim
Ja, ich bin so stolz darauf, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen konnten. Also es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht damals in Weimar mit euch allen zu arbeiten, auch zu sehen, wie du deinen Weg weitergegangen bist, dass ich dein Diplom betreuen durfte. Also ich bin jetzt echt tatsächlich ein bisschen rot geworden, weil ich da wirklich stolz drauf war.

Wie du das gemacht hast, dass ich dich da begleiten durfte und ja, dass wir uns immer wieder begegnet sind, dass du dann auch Vorstand der IO wurdest, das ist toll. Und jetzt zu sehen, wo du jetzt bist und vielen, vielen Dank für die Blumen, Aber ich glaube, das ist gar nicht so verdienst und nicht wie du das hast.

Aber um das aufzunehmen, dieses, was in dir drinsteckt, das ist zumindest mir immer wichtig gewesen bei meiner Arbeit. Ich möchte ein Teil von etwas sein, was größer ist als ich selbst. Das finde ich immer sehr spannend. Ich möchte einfach ein Teil davon sein, möchte es befördern können. Und wenn ich sehe, das ist größer als ich selbst, habe ich ein echt gutes Gefühl.

Bezogen auf Studierende heißt das: Ich möchte entdecken, wo deren Potenziale sind. Das ist für mich spannend. Sogar unabhängig davon, ob mir jetzt zum Beispiel die Charaktere im ersten Moment zusagen – weil: die Erfahrung habe ich auch gemacht … es gibt Stille, es gibt Nerdige … es gibt vielleicht auch die Lauten und die Störer, die immer schwierige Fragen stellen … ich finde es toll, wenn ich sie begleiten und unterstützen kann.

Franziska
Was meinst du denn, wie wichtig sind denn Mentor*innen im Leben von so einem kreativen Menschen, der gerade losläuft?

Tim
Also prinzipiell würde ich sagen wichtig. Das hängt natürlich ein bisschen davon ab, wie der Charakter so ist. Ich habe das jetzt gemerkt in diversen Prüfungen, wo ich Beisitzer war, zum Beispiel beim Management-Studenten. Das ist ein ganz anderer Schlag von Mensch, der eine andere Art von Auftreten mitbringt, andere Interessen eben hat. Also ich, ich glaube tatsächlich, die Klischees greifen an vielen Stellen.

Ich bin eh ein Freund von Klischees, weil da steckt immer ein Körnchen Wahrheit drin. Nur wenige Kreativen sind extrovertiert, die meisten neigen zum introvertiert sein.

Franziska
Hihihi, ja, das kann man schon verallgemeinern, das ist das erlaubt.

Tim
Aber nichtsdestotrotz sind natürlich riesige Potenziale da. Und diese Potenziale zu heben und den Studierenden die Hand zum Geleit reichen, ist meine Aufgabe als Lehrender. Wie dein Bild von Gandalf vorhin: Ja, hier können wir langgehen und hier kommst du nicht durch.

Da begreife ich mich tatsächlich fast schon so im Spannungsfeld zwischen Coach und Mentor – als Lehrender. Und ich helfe den Studierenden, ihre Talente zu entdecken.

Franziska
Die eigenen Talente zu entdecken ist ja super schwer. Es ist total hilfreich, einen anderen Menschen zu haben, der Sachen zurückgespiegelt, weil: man kommt ja aus sich selbst nicht raus. Man steckt so in sich drin und hat eben nur diese zwei Augen, mit denen man nach draußen gucken kann.

Tim
Ja, ja, so geht uns das ja allen.

Franziska
Ja, deshalb ist es super hilfreich, einen anderen Menschen zu haben, der einen spiegelt. Allerdings: Ich finde es gerade bei Menschen, die einem sehr nah sind, sehr schwierig, weil die ganz oft das in einem sehen, was sie in einem sehen wollen. Im Lehre Kontext ist das noch mal anders, weil da ja mehr Distanz ist und die tut gut.

Gibt es denn etwas, was du in deinem Studium gern gelernt hat, das aber erst sehr viel später gelernt hast, was du jetzt den Studierenden gibst?

Tim
Na ja, irgendwie genau dasselbe. Wir hatten ein relativ freies Studium, das ist schon gut. Mittlerweile ist es deutlich verschult, was durchaus Vorteile, aber auch Nachteile birgt. Die Vorteile sind einfach: Du wirst auch als Studierender sehr viel mehr dazu angehalten, ganze Projekte durchzudenken und nicht einfach irgendwie mal irgendwas zu machen.

Was hätte ich gerne gehabt? Ja, tatsächlich diese Basic-Sachen wie Marktbefähigung. Was erwartet euch da draußen? Wie wird das aussehen?

Dazu aber natürlich auch genau diese Sachen, die einfach unternehmerisch wichtig sind. Angefangen beim Recht. Wie ist das überhaupt für uns? Ich kann mich erinnern, wir hatten natürlich auch eine Rechts-Vorlesung bei uns im Studium, aber die schien mir überhaupt nicht darauf zugeschnitten zu sein auf das, was uns wirklich beschäftigen wird.

Recht ist heute eins meiner thematischen Steckenpferde. Ich finde das immer sehr spannend in unserem Bereich, zu gucken, was tut sich da und wie muss man damit umgehen. Und ich glaube, wir alle profitieren von diesem ganzen Broschüren, die die IO herausgegeben hat zum Urheberrecht und so weiter …

Franziska
Vor dir war Jutta Bauer ein halbes Jahr an der Uni und Jutta hat uns schon erklärt, wie der Buchmarkt funktioniert. Aber du warst an der bauhaus-Uni die erste Person, die einfach mal über die Realitäten des Berufsalltag gesprochen hat. Und ich erinnere mich noch: Du hast uns auch so eine Aufgabe machen lassen wie einen echten Auftrag.

Das war cool. Also ich glaube auch, wenn man nicht mehr studiert, das ist auch eine ziemlich gute Aufgabenstellung, um sein Portfolio zu erweitern, weil natürlich sollten im Portfolio einfach Dinge enthalten sein, die irgendwie angewandt sind und die solche Aufgaben darstellen, die auf dem Markt gebraucht werden. Außerdem konnte ich in dieser Übung in deinem Kurs üben, Emails zu schreiben …

Tim
Das war gutes Learning, oder?

Franziska
Total. Meiner Erfahrung nach ist ja die Kommunikationsfähigkeit, also wie man so Dinge kommuniziert, wie man dann in einer Situation reagiert, ohne da sofort auf Konfrontation zu gehen, sondern strategisch und diplomatisch sich da so durch navigiert und am Ende dann trotzdem das bekommt, was man gerade gern hätte. Kommunikationsfähigkeit ist einfach ein ganz, ganz großer Anteil am Beruf und das ist etwas, was man normalerweise im Studium nicht lernt.

Da wird man ja ganz oft so raus geschubst und dann landet man im kalten Wasser und auf einmal muss man sich mit Kund*innen aus der Hölle auseinandersetzen, die es ja wirklich gibt.

Tim
Ja, ja, die gibt es wirklich. Und da darf man nicht vergessen, die sitzen ja auch oftmals wieder in irgendwelchen Kontexten drin, die wir gar nicht kennen.

Das erlebe ich viel unmittelbarer bei der Arbeit als Graphic Recorder. Du wirst oftmals in Unternehmenspolitische Zusammenhänge reingeworfen, bei denen du weißt: Oh, das ist jetzt aber ein heißes Eisen hier gerade!! Und es geht unter Umständen gar nicht so sehr um das, was du da machst, sondern um das, was du auslöst.

Franziska
Total. Das ist im Corporate Design auch ganz oft so. Ich werde ganz oft nicht dafür gebucht, ein schönes Design zu entwickeln, sondern ich werde dafür gebucht, die Leute ins Boot zu holen, weil die sich verzankt haben. Da gibt es mehrere Fronten, die wollen nicht zusammenarbeiten. Und der Designprozess ist einfach ein gutes Tool, um Menschen wieder in ein Boot zu holen.

Da schließt sich der Kreis auch noch einmal. Denn ich glaube, wenn man das verstanden hat, kann man mehr Geld verdienen.

Tim
Zum einen das! Und: Gestaltung schafft für die Projektbeteiligten eine gemeinsame Basis. Man bezieht sich wieder auf etwas Gemeinsames und im Falle von Gestaltung wird das ja immer sehr konkret.

Also es bleibt nicht in so einem abstrakten theoretischen, sprachlichen Raum, sondern es gewinnt Form und Gestalt. Und es kann sehr, sehr viele Dinge klären, kann auch Stakeholder wieder auf eine gemeinsame Ebene holen.

Das ist ein sehr positiver Effekt. Im besten Falle sagt dann die eine Gruppe zur anderen: Jetzt weiß ich endlich, was ihr da eigentlich macht in der Abteilung.

Franziska
Ja, das ist eine Qualität von Design und von Gestaltungsprozessen, die ganz oft übersehen wird. Einerseits, weil man das erst mal selbst erkennen muss als die Person, die das macht und dann gibt’s dann die zweite Aufgabe, die da dran hängt, das auch zu kommunizieren, damit Kund*innen das als eine Qualität erkennen. Und das ist gar nicht so einfach.

Tim
Nein, das ist nicht einfach, Aber wir kennen natürlich alle diese Begriffe Kollaboration, Code … das hat schon seine Begründung. Das hat aber auch seine Grenzen. So spannend wie ich Design Thinking finde, so sehr schüttele ich auch manchmal den Kopf, weil ich dann sage: Ja, das mag für Außenstehende eine Methode sein. Für Kreative ist es DNA.

Franziska
Ja, das stimme ich dir sofort zu. Ich guck auch auf Design Thinking und denke mir: Okay, jetzt habt ihr also Begriffe dafür gefunden. Aber das ist das, was Designer*innen und Illustrator*innen und Gestalter*innen jeden Tag machen. Es ist einfach unser Beruf in einer Begriffskiste gepackt.

Tim
Ja, ja, ich verstehe den Ansatz des Methodisierens und verstehe, was man erreichen will. Ich denke dann immer: Für den durchschnittlichen Kreativen gar keine Überraschung!!

Franziska
Ja, genau. Lasst uns doch mal einen Blick werfen zum Schluss auf die kleine dunkle Wolke am Himmel.

Tim
Oh ja.

Franziska
Wie gehst du denn als Lehrender und als Illustrator und als Designer mit diesem technischen Paradigmenwechsel um, den KI gerade so mit sich bringt und der da gerade stattfindet.

Tim
Hochkomplexes Thema. Wahnsinnig agil, wahnsinnig schnell!

Man kommt ja kaum noch mit und das erschwert natürlich auch die Einordnung des Ganzen. An allen möglichen Stellen ploppen irgendwelche Sachen auf, die sagen: Jetzt geht dies und jetzt geht das jetzt mal so! In der Hochschule selber haben wir tatsächlich den Weg gewählt, die Sachen möglichst schnell zu integrieren.

Ich bin da nicht ganz unkritisch. Gerade was ChatGPD anging, wurde das sehr schnell integriert und ich tue mich schwer damit und frage mich, wann identifiziere ich das wirklich in Text? Auch wenn die Studenten das natürlich in ihren Zitationen niederschreiben müssen.

Aber für den Bildbereich sind wir etwas zurückhaltender. Aus dem ganz simplen Grund: Die Studenten finden das in weiten Teils entweder uninteressant oder beängstigend, weil sie ganz klar merken, dass alles das, was sie bis hierher gelernt haben, möglicherweise ganz schnell obsolet werden könnte und sie sich ihrer Zukunft beraubt sehen.

Die wissen nicht, wie sie sich da einordnen sollen. Und eins wissen sie zumindest ganz klar: Sie wollen keine Prompts schreiben. Also sie möchten schon zeichnen, sie möchten sich ausdrücken. Das ist ja auch eine sehr intrinsische Motivation, also etwas, was aus einem selbst herauskommt.

Wir kennen das alle. Ja, ich habe schon als Kind gezeichnet. Und dann hört man auf einmal: Niemand will und braucht das mehr? Das ist schon ziemlich schwierig. Und ja, das ist nicht ganz einfach damit umzugehen in der Lehre. Ich kann quasi nur darauf hinweisen, dass wir uns damit beschäftigen können, wie wir es uns möglicherweise zunutze machen.

Ich muss aber auch ganz klar darauf hinweisen, welche ethischen, moralischen und rechtlichen Bedenken es hierbei gibt und was das möglicherweise im Ausblick auf die Zukunft der Studierenden heißt.

Franziska
Ja, wie gehst du selbst damit um, also mit deiner eigenen beruflichen Praxis?

Tim
Also mir ist es persönlich noch nicht untergekommen, dass einer meiner Kunden darauf direkt Bezug genommen hat. Ich weiß es allerdings von anderen Kollegen oder Kunden, wo dann solche Sachen kamen: Ja, wir haben uns das Logo jetzt mit KI gebaut. Ich würde an dieser Stelle sagen: Viel Glück! Weil dann trifft es die Richtigen. Denn ich habe natürlich auch damit rumexperimentiert und muss sagen: die Ergebnisse sind weit unter Niveau.

Aber da spielt natürlich mit rein, wo derjenige, der das rezipiert, selbst angesiedelt ist. Die meisten Leute sind gestalterische Laien. Das heißt, ihnen fehlen alle Skills, um überhaupt irgendwas in dieser Art beurteilen zu können. Deshalb sind wir so fasziniert, dass sie auf einmal selbst in der Lage selbst in der Lage sind, kreativ Bilder zu erschaffen.

Ich persönlich sage: Nein, das tut ihr nicht, weil ihr geht ja einen medialen Umweg, in dem ihr anfangt, ein Bild zu beschreiben, das ihr euch dann vorstellen musst. An der Stelle hört’s eigentlich schon auf. Ihr müsst quasi die Sache schon medial filtern, um überhaupt dorthin zu kommen. Schwierig, sehr schwierig.

Im Grunde ist KI ja nur Statistik. Jetzt könnte man natürlich fragen: Ist Kreativität auch nur eine Form von Statistik, indem man Sachen kombiniert oder was auch immer? Ich glaube nicht und ich glaube da tatsächlich immer noch an den Humans Spark, also dass da irgendwas Menschliches, eine menschliche Aura, drinsteckt, die von der Maschine bestenfalls simuliert werden kann, aber nicht wirklich drinsteckt.

Und wenn man sich das technisch anguckt, dann haben wir ja jetzt schon die Habsburger Effekte. Die Maschine betreibt Dateninzest mit entsprechenden Ergebnissen.

Ich bin auch ein Freund von Regulation, weil die Disruption, die mit der KI stattfindet, die wird so gesellschaftsprägend, dass das viel mehr als nur uns Kreative betreffen wird. Wir sind da nur eine kleine Facette. Wir sind vielleicht die sichtbarste im Moment.

Franziska
Na, ich glaube, wir sind die, die es im Moment am offensichtlichsten betrifft, weil wir die sind, die früher ausschließlich die waren, die Bilder gemacht haben oder einen großen Teil der Bilder gemacht haben.

Und ja, ich hab ja auch Architektur studiert und es erschreckt mich schon auf eine gewisse Art und Weise zu sehen, dass die Architekt*innen sich jetzt warm anziehen müssen, weil da auch ganz viele Dinge einfach ersetzt werden mit KI. Und es ist in der Architektur für mich total nachvollziehbar, warum man diese Technik da total gut einsetzen kann.

Tim
Da spielen dann auch die ganzen ethischen Fragen rein. Sind wir nur darauf ausgelegt, produktiver zu werden? Also es gab so Berichte, wo Agentur-Menschen sagten: Wir haben unsere Produktivität um das Hundertfache gesteigert! Da habe ich persönlich sofort gedacht: Wie uninteressant. Wir brauchen ja nicht mehr, wir brauchen besser. Die Frage ist also: Habt ihr die Qualität gesteigert? Das ist das Einzige. Mit mehr haben wir kein Problem.

Franziska
Ja, ja.

Tim
Und das sind meiner Meinung nach die Fragen, die man sich in vielen Bereichen stellen muss. Und es gibt ja schon dieses Memes mit dem Thema: Eigentlich dachten wir, dass KI uns von den langweiligen, drögen Arbeiten erlösen wird, damit wir malen, zeichnen, musizieren können. Und jetzt ist es andersherum. Hier läuft doch was falsch. Klar läuft da was falsch.

Malen, zeichnen, musizieren sind Kulturtechniken, die ja weit mehr bedeuten als einfach nur uns mitzuteilen, sondern sie sind in uns Menschen angelegt, um zu kommunizieren. Und wollen wir das einfach einem wie auch immer gearteten Profit opfern? Ich finde, an vielen Stellen wird nicht weit genug gedacht.

Und dann kommt dann so die Frage: Ja gut, dann wird es halt nicht mehr so Kreative viele geben, die das machen können.

Aber es muss ja immer noch von Menschen kuratiert werden. Und dann frage ich: Wo haben die, die das kuratieren, ihre Expertise her? Wo haben die das gelernt? Denn: wir werden das dann auch nicht mehr ausbilden können, weil wir haben dann nur noch zwei Studenten dort sitzen. Das lohnt sich also für uns nicht, also werden wir es nicht mehr ausbilden.

Woher sollen die also ihre Expertise haben? Da wird an ganz vielen Stellen viel zu kurz gedacht.

Franziska
Das, was du vorhin zu deinen Studierenden gesagt hast, finde ich total spannend. Ich kann total nachvollziehen, warum die Angst haben und ich kann es total nachvollziehen, dass sie ein Bedürfnis haben, zu machen.

Vor ein paar Wochen war Daniel Stolle im Podcast und hat berichtet, dass er so ein Zeichen-Workshops, einen iPad-Zeichnen-Workshop für Kinder gegeben hat.

Und parallel dazu gab es auch einen KI-Workshop. Und für die Kids stand es überhaupt nicht zur Debatte, ob der Zeichnen-Workshop überhaupt noch relevant ist oder nicht. Es hat ihnen einfach Spaß gemacht. Die haben das gern gemacht. Es geht ja nicht nur ums Produzieren, sondern auch um den Prozess.

Tim
Absolut. Das wird immer unterschätzt. Natürlich würde man jetzt in kapitalistischen Zusammenhängen sagen, es geht nur ums Endprodukt. Aber das ist halt bei dem, was wir machen, so nicht gegeben. Also wenn man uns den Prozess nimmt, haben wir auch keine Lust mehr aufs Produkt. Und ich glaube, das wird sich auch abbilden.

Das bildet sich für die Leute draußen ab, die nicht Teil des Prozesses sind, sondern die nur Rezipienten sind. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass kreative Arbeit eben mehr ist, als nur Dinge zu machen auf möglichst effiziente Weise.

Franziska
Wir werden es herausfinden – in einer sehr schnellen Geschwindigkeit. Aber ja, vielen Dank für deine Einschätzung. Das war spannend.

Tim
Ja, fand ich auch voll spannend. Vielen Dank.

Franziska
Ja, ich danke dir ganz, ganz herzlich, dass du heute hier warst und dass du dein Wissen mit uns geteilt hast.

Tim
Sehr gerne. Danke, dass du dein Wissen geteilt hast und so viele schlaue Fragen gestellt hast. Ich hoffe, ich konnte gut antworten.

Franziska
Das konntest du. 🙂

Tim
Vielen Dank. Hat viel, viel Spaß gemacht.

Franziska
Danke schön.

 
So. Was nimmst du mit aus dem Gespräch mit Tim Weiffenbach? Und bist du schon klar positioniert? Kennst du deine Märkte und dein Angebot?

Wenn nicht, dann komm in die Portfolio-Akademie. Trag dich unverbindlich unter www.diegutemappe.de/pa auf die Warteliste. Und wenn du gleich loslegen willst und schon heute an deiner Psoitionierung arbeiten möchtest, dann beginne einfach mit dem 0,00-Euro-Workbook »Dein kreatives Angebot«. Das bekommst du unter www.diegutemappe.de/angebot. Dieses Workbook hilft dir dabei, deine verschiedenen kreativen Angebote so konkret wie möglich zu definieren, um sie dann an genau die Personen zu richten, die sie auch brauchen. Klingt gut? Ist es auch.
 

Welche Probleme löst du für deine Kund*innen?

Deshalb jetzt mal die ganz gezielte Frage an dich: Welche Probleme löst du für deine Kund*innen? Teile deine Erkenntnisse und Erfahrungen gern unter dem Podcast, hier direkt unter dem Blogartikel oder auf Instagram.
 
Und damit wünsche ich dir alles Liebe.
Wir hören uns wieder nächste Woche, ich freu mich auf dich,
bis dahin, Franziska
 

Darf ich dich heute um einen Gefallen bitten?

Für den Verkauf von Büchern sind gute Bewertungen enorm wichtig. Wenn du mein Buch »Die gute Mappe« schon gelesen hast und es dir gefällt, hilfst du mir sehr mit einer Rezension auf Amazon und Co. Du kannst sogar eine Bewertung hinterlassen, wenn du das Buch in einem anderen Buchladen gekauft hast (was ich begrüße). Sharing is caring! Danke dafür! Und auch ein ❤️ und ein Danke an die, die schon eine Rezension geschrieben haben.

 
Hast du noch mehr Portfolio-Fragen? Schreib mir gern, dann nehme ich diese gern in den kommenden Blogposts auf. Liebe Grüße, Franziska

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