Gestern Abend war ich mal wieder in der Sauna und danach im Eisloch. Das Licht kommt hier in Tampere langsam zurück und gegen halb acht gab es ein Feuerwerk aus Farben am Abendhimmel. Das Eis auf dem See ist immer noch sehr dick und das Wasser darunter immer noch sehr kalt.
Das ist eine meiner liebsten Beschäftigungen im finnischen Winter: erst schwitzen und dann im Eisloch abkühlen. Die Finnen nennen das »Avanto« – Loch im Eis, und darin wird gebadet. Und das ist in Finnland sehr beliebt.
Jetzt fragst du dich bestimmt, warum ich dir davon erzähle. Denn hier im Portfolio-Podcast geht’s ja üblicherweise um Akquise, um Positionierung und wie du als Illustrator*in bzw. Designer*in deinen Weg gehst – damit du mit deiner kreativen Arbeit Schritt für Schritt dorthin kommst, wo du hinkommen möchtest.
Aber das Eisschwimmen hat wirklich etwas mit deiner Akquise zu tun, versprochen!
Denn beides löst im ersten Moment oft unangenehme Gefühle aus. Es ist unangenehm, ins kalte Wasser zu springen. Und gerade am Anfang, also wenn du gerade erst damit beginnst, tut es manchmal sogar ein bisschen weh. Aber wenn du dich immer wieder traust, bemerkst du über die Zeit, dass nichts passiert, dass du das unangenehme Gefühl sehr wohl aushalten kannst und dass der Schmerz eigentlich eher eine innere Panik ist und mit der Realität nicht viel zu tun hat.
All das gilt für beides: für’s Eisschwimmen und für deine Akquise. Und deshalb geht es heute genau darum: Ich stelle dir drei Möglichkeiten vor, wie es leichter wird, mutig Akquise zu machen. Alle drei Strategien helfen dir, diese unangenehmen Gefühle, die durch das Verlassen der Komfortzone ausgelöst werden, »besser auszuhalten« bzw. durch diese unangenehmen Gefühle besser hindurch zu navigieren.
Als ich das erste Mal durch den Schnee zum Eisloch maschiert bin, hatte ich Herzklopfen. Einmal im eiskalten Wasser hat es mir die Luft aus den Lungen getrieben. Es war kaum auszuhalten. Ich bin auch nur so ganz kurz mit meinem Pops eingetaucht und vom Prinzip sofort wieder rausgeklettert. Und danach musste ich wie Rumpelstilzchen ein bisschen hin und her hüpfen, weil die kalte Haut immer noch weh tat.
So ähnlich ging es mir auch am Anfang mit meiner Akquise. Es war eine große Überwindung. Beim ersten persönlichen Gespräch auf der Buchmesse hatte ich Herzklopfen bis in den Hals und schwitzige Hände. Während des Gesprächs wollte ich eigentlich nur, dass es aufhört und nach dem Gespräch musste ich erst einmal raus an die frische Luft und die Aufregung weglaufen.
Heute ist sowohl Eisbaden als auch Akquise überhaupt keine große Sache mehr für mich. Das ist jetzt schon mein vierter Winter in Finnland. Dementsprechend bin ich jetzt schon sehr viel geübter im Eisbaden. Und kann ohne Probleme auch mal ohne Sauna einfach so mal ins Eisloch hüpfen. Es ist sogar so, dass ich die Kälte richtig genieße. Es ist eine gute Art von Kalt. Im ersten Moment eine Überwindung, aber relativ schnell auch ein großer Genuss. Natürlich ist das Wasser immer noch kalt, aber mein Körper gerät nicht mehr in Panik. Denn über die Zeit haben wir zwei, also mein Körper und ich, gelernt, dass nichts passiert. Und dass mir das Ganze gut tut.
In der Akquise ist es sehr ähnlich. Heute und mit meinen fast 17 Jahren Selbstständigkeit weiß ich, dass ich das kann: Ich kann Akquise. Und ich weiß, dass es zwar manchmal kurz unangenehm ist, aber grundsätzlich ist Akquise gut für mich. Und vor allen Dingen sind die Ergebnisse, die das ganze hervorbringt, es wert, die unangenehmen Gefühle mal kurz auszuhalten. Genauso wie beim Eisbaden.
Vielleicht ist Akquise nicht ein ganz so großer Genuss wie Avanto, aber es macht Spaß und fühlt sich gut an. Selbstbestimmt. Proaktiv. Und wie das Eisbaden auch macht es mich total glücklich – insbesondere, wenn ich Erfolge feiern kann. Und noch mehr, wenn mich genau die Auftraggeber*innen finden, die das brauchen, was ich anbiete. Wenn ich merke, dass mein Gegenüber an die gleichen Sachen glaubt wie ich und die gleichen Dinge in der Welt bewirken will wie ich – dann fühle ich mich gesehen – und gleichzeitig macht es mich total froh, zu wissen, dass wir gemeinsam dafür sorgen werden, dass jetzt das, was uns beiden wichtig ist, mehr werden wird in der Welt.
Kurze Randnotiz: Wenn du dir das auch für dich wünschst, aber noch nicht genau sagen kannst, was denn dein Angebot ist, dann lade dir mein Workbook »Dein kreatives Angebot« herunter. Damit findest du heraus, was du als Illustrator*in und Designer*in gut kannst und welche Kund*innen genau das brauchen. Das Workbook findest du unter www.diegutemappe.de/angebot.
Diese guten Gefühle kamen nicht von heute auf morgen – weder in der Akquise noch beim Eisschwimmen. Um vom »Pops kurz eintauchen und sofort wieder rausrennen« zum tollen Gefühl zu kommen, ist Zeit vergangen. Aber eben nicht nur Zeit, sondern es gab auch viele, also wirklich viele Versuche, diesmal etwas länger im kalten Wasser drin zu bleiben. Es gab Tage, an denen ich mir nicht vorstellen konnte, jemals wieder ins kalte Wasser zu gehen und es dann irgendwie trotzdem gemacht habe. Und es gab wirklich viele Gelegenheiten, diese unkomfortablen Gefühle immer und immer wieder zu spüren und durch sie hindurchzugehen.
Und das gilt sowohl für’s Eisbaden wie auch für die Akquise. Denn bei beidem hüpft man ja ständig ins kalte Wasser. Mit Akquise und all den mutigen Schritten, die du als Illustrator*in und Designer*in gehst, um dorthin zu kommen, wo du hinwillst, verlässt du deine gewohnten Ufer und du hüpfst ins unbekannte kalte Wasser. Und das löst unkomfortable Gefühle aus.
Die heutige Podcast-Folge ist dazu da, diese unangenehmen Gefühle, die dabei immer wieder auftauchen, zu normalisieren. Der Podcast ist sozusagen eine Einladung an dich, deine unangenehmen Gefühle anzunehmen. Ganz gemäß des Mottos: Mach es dir bequem in deinen unkomfortablen Gefühlen.
Warum ist mir das wichtig? Ich habe jahrelang gedacht, dass mutige Menschen keine Angst haben. Und ich habe mich dafür schlecht gefühlt, dass ich schwitzige Hände bekomme, wenn ich nervös bin, und meine Beine dann aus Pudding sind. Ich hab gedacht, dass ich voll der Angsthase bin. Diese Gefühle haben nicht die Realität widergespiegelt und haben auch niemandem geholfen.
Irgendwann hab ich dann verstanden: Mutige Menschen haben nicht weniger Angst als andere. Sie entscheiden sich einfach nur, die unangenehmen Gefühle zu akzeptieren und durch sie hindurchzugehen. Denn das Unbequeme hört auch irgendwann wieder auf. Wir sterben nicht an schwitzigen Händen und Puddingbeinen, auch wenn sich das manchmal so anfühlt.
Deine Einstellung, wie du mit den unangenehmen Gefühlen umgehst, ist entscheidend für deinen Weg. Versuchst du, sie zu umgehen, zu verdrängen oder zu bekämpfen? Oder weißt du, dass sie das Normalste der Welt sind und dass du nur mal kurz eintauchst ins Eiswasser und dann ist es auch schon wieder vorbei? Deine Einstellung macht den großen Unterschied. Und deshalb möchte ich dich heute einladen, diese unangenehmen Gefühle ab jetzt in einem anderen Licht zu sehen: Sie sind normal. Sie gehören zu deinem Weg dazu.
Die Natur hat sich das so ausgedacht. Sie hat uns unangenehme Gefühle mitgegeben, damit wir Dinge verändern. Wenn wir Hunger haben, streuseln wir zum Kühlschrank. Wenn wir wütend sind, ist die Zeit reif, eine Grenze zu setzen. Und wenn wir Angst haben, signalisiert das Gefühl, dass wir uns nicht sicher fühlen.
Und ja, auf deinem Weg als Illustrator*in, Designer*in und Selbstständige*r wirst du dich ab und an nicht sicher fühlen. Weil du neue Ufer erforschst und Pfade betrittst, die du vorher noch nie gegangen bist. Du begibst dich in die Ungewissheit des Neuen, in Gefilde, in denen du dich noch nicht auskennst.
Das unangenehmes Gefühl, das dir signalisiert: »Hey, das ist neu und vielleicht gefährlich.« ist also total angemessen für die Situation. Die Frage ist, wie du es interpretierst. Und damit es leicht wird, dich auf diese neuen Wege einzulassen, habe ich dir heute drei Strategien mitgebracht.
Um es anders zu interpretieren, hilft es, der Sache einen anderen Namen zu geben – einen, der dir hilft, das unangenehme Gefühl wertneutraler zu betrachten. Denn dass es da ist, wenn du mutige Schritte gehst, ist total normal. Aber wenn du dich dafür schämst oder dich selbst dafür kritisierst und dagegen ankämpfst, dann bindet das viel Energie und unterstützt dich nicht. Ganz im Gegenteil.
Deshalb: Gib deinem unbequemen Gefühl einen neuen Namen: Nenne es unbequem anstatt beängstigend, schlecht, schrecklich oder kaum aushaltbar. Sag anstelle von »Oh mein Gott, ich habe fürchterlich viel Angst vor der Pitch-Präsentation und sterbe gleich.« einfach »Puh. Ich habe Respekt vor diesem Abenteuer und bin ganz schön aufgeregt.«
Mit so einem semantischen Trick kreierst du emotionalen Abstand und der wiederum hilft dir, gelassener in der Situation zu bleiben.
Jeder Mensch hat ja ein ganz individuelles Stress-Toleranzfenster. Bei manchen ist es größer, bei anderen kleiner. Bewegen wir uns innerhalb unseres Stress-Toleranzfensters, dann sind wir in Balance und können mit den aufkommenden Gefühlen und Anforderungen gut umgehen. Sind wir außerhalb unseres Stress-Toleranzfensters wird das Leben schwer und mühsam.
Das Tolle ist: Du kannst, zumindest im Kleinen, dein Stress-Toleranzfenster trainieren und mit Übung vergrößern. Dadurch kannst du über die Zeit leichter und gelassener durch unangenehme Gefühle hindurchzugehen. Hilfreich sind hier Methoden, bei denen du das physisch, also mit deiner Körperwahrnehmung, übst. Hier trainierst du, unangenehme körperliche Empfindungen in einem gewissen Maß auszuhalten – um damit Schritt für Schritt dein Stress-Toleranzfenster zu weiten. Die Erfahrungen, die du beim Unbequemlichkeits-Sporttraining machst, werden dir helfen, auch andere emotional schwierige Situationen besser und gelassener zu bewältigen: zum Beispiel in deiner Akquise.
Eisbaden zum Beispiel erhöht die Stress-Toleranzschwelle. Denn hier erlebst du in einer sicheren Umgebung ein unangenehmes Gefühl und machst die Erfahrung, dass du durch diese unangenehme Körperempfindungen hindurch navigieren kannst – und dass es dir trotzdem gut geht dabei.
Aber vielleicht denkst du ja jetzt: Ja, Franzika, das klingt ja alles ganz toll, aber ich habe nun mal gerade keinen zugefrorenen See vor meiner Haustür. Glücklicherweise gibt es noch viele weitere Möglichkeiten. Du kannst morgens eiskalt duschen oder barfuß auf unebenen Waldboden laufen. Du kannst auf einer Shaktimatte, also diesen indischen Nadel-Matten, liegen oder dich auf einen Stein legen und erleben, dass es zwar ziemlich unbequem ist, aber mit der Zeit du dich darauf sinken lassen kannst. So ein bisschen wie die Prinzessin auf der Erbse. Nur mit einem guten Ende ganz ohne Prinz.
Strategie #3 ist eine Mini-Challenge: Mache eine Liste mit Dingen, die du gern machen möchtest, vor denen du dich aber schon lange drückst. Hier ist alles erlaubt. Deshalb starte gern auch erst einmal mit Situationen, die nur ein Mü unkomfortabel sind. Der Unterschied entsteht durch das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit, mit der du dich der Situation stellst. Steigere dich langsam und in kleinen Schritten, um die gute Erfahrung zu machen, dass du durch das unkomfortable Gefühl hindurchgehen kannst. Auf diese Weise wächst dein Vertrauen in dich selbst und in deine eigenen Fähigkeiten.
Wenn du gern mehr zum Thema erfahren möchtest, dann hör auch gern in die Podcast-Folge #45 hinein. Sie heißt »Vergleiche dich – aber mit dir selbst!«
Wie stehst du zu deinen unangenehmen Gefühlen? Wie interpretierst du sie üblicherweise? Und wie findest du die Idee, dein Stress-Toleranzfenster zu trainieren? Kannst du dir vorstellen, es dir ab heute ab und an bequem zu machen in deinen unbequemen Gefühlen? Teile deine Erkenntnisse und Erfahrungen gern unter dem Podcast, hier direkt unter dem Blogartikel oder auf Instagram.
Und damit wünsche ich dir alles Liebe.
Wir hören uns wieder nächste Woche, bis dahin, Franziska
Darf ich dich heute um einen Gefallen bitten?
Für den Verkauf von Büchern sind gute Bewertungen enorm wichtig. Wenn du mein Buch »Die gute Mappe« schon gelesen hast und es dir gefällt, hilfst du mir sehr mit einer Rezension auf Amazon und Co. Du kannst sogar eine Bewertung hinterlassen, wenn du das Buch in einem anderen Buchladen gekauft hast (was ich begrüße). Sharing is caring! Danke dafür! Und auch ein ❤️ und ein Danke an die, die schon eine Rezension geschrieben haben.
Hast du noch mehr Portfolio-Fragen? Schreib mir gern, dann nehme ich diese gern in den kommenden Blogposts auf. Liebe Grüße, Franziska